Spielerisch lernen mit Lernspielen

Spieleentwicklerin Julia Murczek erklärt, was Lernspiele alles können, wie man sie sinnvoll einsetzt und wo sie an ihre Grenzen stoßen.

Hefte, Lernunterlagen und iPad mit Lernspiel

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass der Spieltrieb des Menschen unser Lernen durch Versuch und Irrtum ermöglicht. Spielen und Lernen in Form von Lernspielen zu kombinieren, war also nur logisch. Im digitalen Zeitalter sind dem Angebot keine Grenzen mehr gesetzt – von Mathematik bis Malen, von Programmieren bis zur Pensionsvorsorge kann man mittlerweile so ziemlich alles spielerisch erlernen, erklärt uns Spieleentwicklerin Julia Murczek

Beginnen wir gleich einmal damit, mit einem weit verbreiteten Vorurteil aufzuräumen: Hören wir nämlich den Begriff Lernspiel, denken wir fast zwangsläufig an Kinder. Dabei sind dem spielerischen Lernen keine Altersgrenzen gesetzt – es funktioniert bei der Vierjährigen gleichermaßen wie beim 50-Jährigen: „Kinder lernen von Anfang an durch Spielen, aber auch Erwachsene spielen immer noch gern. Man muss die Lerninhalte nur alters- und zielgruppengerecht verpacken“, erklärt Julia Murczek, die in ihrem Unternehmen überwiegend Spiele für etwas ältere Jugendliche und Erwachsene entwickelt.

Es gibt kein Thema, das nicht funktioniert

Lernspiele für Schulkinder und schulpflichtige Jugendliche sind natürlich oft darauf ausgerichtet, trockene Themen spannend aufzubereiten und auf diese Art Interesse zu wecken. Sprich: Im Idealfall helfen sie, Lernhürden zu eliminieren. Wobei für Julia Murczek dabei die Betonung auf „helfen“ liegt: „Ein Lernspiel funktioniert praktisch nie für sich allein und kann auch nichts ersetzen. Es kann immer nur ein Teil eines Lerninhalts sein, nie das Ganze.“ Egal, ob das jetzt ein Spiel wie Kinderzeitmaschine ist, das durch die Geschichte führt, oder die jungen Menschen auf Kinderweltreise gehen und spielerisch Geografie und andere Kulturen kennenlernen: Lernspiele setzen stets nur Reize, sich für ein Thema zu begeistern und animieren dazu, sich dann durchaus „klassisch“ näher damit vertraut zu machen. 

Thematisch gibt es da keine Grenzen, weiß auch Julia Murczek: „Man kann jedes Thema durch Spielen antriggern. Ein amerikanisches Ehepaar hat sogar die tragische Krebserkrankung seines Sohnes in dem Spiel That Dragon, Cancer verarbeitet. Oder in dem polnischen Spiel This War of Mine werden die schrecklichen Folgen eines Krieges für die Zivilbevölkerung spielerisch thematisiert.“ Solche „Lernspiele“ liefern nicht nur neue Informationen für das Gehirn, sondern können auch helfen, Empathie zu entwickeln

Lernen ohne Fehler gibt es nicht

Eine der wichtigsten Einsichten in einem Menschenleben lässt sich spielerisch ebenfalls hervorragend vermitteln – und zwar für Vorschulkinder gleichermaßen wie für Führungskräfte in Unternehmen: Niemand erreicht ein Ziel, ohne auf diesem Weg auch Fehler zu machen. „Aber auch hier gilt: Transportiert man diese Erkenntnis über ein Spiel, kann man das nicht einfach für sich stehen lassen“, sagt Julia Murczek, „da muss man danach analysieren und drüber sprechen, um einen nachhaltigen Effekt zu erzielen.“ 

Der Spaß am Spiel ist also immer nur ein Türöffner.

Um tatsächlich etwas zu bewirken, muss man danach schon selbst durch diese Tür in die Realität eintreten und sich ernsthaft um die jeweilige Aufgabe kümmern. Das gilt auch für das Insurance Game "Jojo's Mojo", das Julia Murczeks Unternehmen für UNIQA entwickelt hat: „Man wird nicht zum Versicherungsprofi, wenn man das spielt. Aber es wird auf spielerische Art klar, dass es ziemlich unklug ist, wenn man drauf vergisst, da und dort mit Hilfe von Versicherungen in seinem Leben ein paar wichtige Sicherheitsnetze zu spannen“, erklärt die Spieleentwicklerin und ergänzt: „Gelungen ist ein Lernspiel, egal für welche Altersgruppe, wenn es keine langen Erklärungen braucht, Spaß beim Spielen macht und einen langen Nachhall im wirklichen Leben erzeugt.“ 

Gemeinsam besser Versicherung verstehen

Mit Jojo's Mojo werden Grundprinzipien von Versicherung auf spielerische Art erfahrbar. Das Spiel wurde für Jugendliche (14-18 Jahre) entwickelt, aber auch Kinder ab 6 Jahren und Erwachsene haben Spaß damit.

Julia Murczek © beigestellt
Julia Murczek © beigestellt

Zur Person
Julia Murczek ist CEO und Spieleentwicklerin bei Lost in the Garden. Sie hat das Studio zusammen mit drei Freunden 2016 gegründet. Gemeinsam entwickeln sie interaktive Anwendungen, Spiele und Installationen zur Unterhaltung, aber auch zur Wissens- und Informationsvermittlung. Die Projekte reichen vom klassischen Web-Game bis zu VR-Erlebnissen, vom Smartphone bis zur Installation im Museum. Allen Projekten gemeinsam ist dabei immer der Spaß an der Interaktion. Julia Murczek unterrichtet darüber hinaus am Masterstudiengang MultimediaArt an den Fachhochschulen Salzburg, St. Pölten und Darmstadt. 

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