Sommersonne gefahrlos genießen – Tipps gegen Sonnenbrand und Hautkrebs
Wie man die Sommersonne gefahrlos genießt und seine Haut am besten schützt, weiß Hautärztin Dr. Claudia Heller-Vitouch.
Hitze, Dürre, Unwetter – der Klimawandel hat Einfluss auf viele Wetterphänomene. Doch wie sieht es mit der UV-Strahlung aus? Kann man auch heute noch so unbeschwert sonnenbaden wie einst? „Jein“, sagt Hautärztin Dr. Claudia Heller-Vitouch. Zwar werden die UV-Strahlen durch den Klimawandel nicht aggressiver, aber ihre Menge nimmt zu. Denn Verschiebungen im Kima sorgen dafür, dass weniger Wolken entstehen und damit mehr Sonnenstunden, wodurch Erde, Pflanzen, Tiere und eben auch Menschen einer größeren Menge an UV-Strahlung ausgesetzt sind.
„Häufig erlebe ich Patienten, die braungebrannt sind und meinen, sie legen sich eh nie in die Sonne“, berichtet Heller-Vitouch aus ihrer Praxis, „aber bei Gartenarbeiten oder Sport im Freien ist man natürlich ebenfalls der Sonne ausgesetzt. Und dieser ist es egal, ob man im Liegestuhl liegt oder Gartenarbeit macht, die UV-Strahlen treffen in beiden Fällen auf die Haut.“
Die Haut vergisst nichts: UV-Schutz für Kinder
Tatsache ist, je heller die Haut ist, desto schwieriger ist ihr Verhältnis zur Sonne und Tatsache ist ebenfalls: Sie vergisst nichts. Jeder Sonnenbrand in der Kindheit erhöht das Risiko für Hautkrebs.
Heller-Vitouch: „Innerhalb des ersten Lebensjahres sollte man Kinder aus der direkten Sonne fernhalten und danach Sonnenschutzmittel verwenden, die speziell für die Kleinen gemacht sind. Denn diese enthalten UV-Filter, die für Kinderhaut besser geeignet sind. Mittlerweile gibt es auch UV-Anzüge für Kinder inklusive Kopfbedeckung, die besonders im Hochsommer und am Strand sinnvoll sind. Und nicht zu unterschätzen ist, wie wichtig es ist, mit gutem Beispiel voranzugehen, sich gut einzucremen oder nicht zu lang in der Sonne aufzuhalten. Dann gewöhnen sich die Kinder leichter daran, sich gut vor der Sonne zu schützen.“
Hautkrebs: die besonderen Sonnenschützlinge
Auch für ältere Menschen ist guter Sonnenschutz ein wichtiges Thema. „Viele Menschen stellen selbst fest, dass sie mit zunehmendem Alter die Sonne weniger gut vertragen. Tatsächlich ist ein hoher Lichtschutzfaktor in einer Sonnencreme essenziell, vor allem, wenn schon Sonnenschäden vorhanden sind“, erklärt die Hautärztin.
Ein erhöhtes Risiko für Hautkrebs haben Menschen, deren Immunsystem medikamentös supprimiert wird, wie es zum Beispiel nach einer Organtransplantation erforderlich ist. Auch wer Medikamente zum Stabilisieren des Blutdrucks nimmt, sollte mit einem/einer Internist:in sprechen, weil manche Inhaltsstoffe das Hautkrebsrisiko erhöhen können. Heller-Vitouch: „In beiden Fällen empfiehlt es sich, Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor zu verwenden und regelmäßig seine Muttermale kontrollieren zu lassen.“
Dem gegenüber steht eine ermutigende Tatsache, nämlich dass Vitamin B3 (Niacin) das Hautkrebsrisiko verringern kann. Die australische ONTRAC Studie hat 2015 gezeigt, dass das Vitamin sogar bei Hochrisikopatienten, die bereits an weißem Hautkrebs erkrankt waren, Schutz- und Reparaturwirkung für Hautzellen besitzt.
Sonnenschutz Tipps: passender LSF und Sonnenbrille
Sonnencreme oder -lotion großzügig auftragen. Die Empfehlung der Fachärztin lautet zwei Milligramm Sonnencreme pro Quadratzentimeter Haut. Oder anders ausgedrückt: Ein Erwachsener benötigt etwa 4 gehäufte Esslöffel zum Eincremen seines gesamten Körpers. Mindestens 20-30 Minuten vor dem Sonnenbaden und auf jeden Fall nach dem Schwimmen oder beim Schwitzen regelmäßig nachcremen.
- Den passenden Lichtschutzfaktor (LSF) wählen. Der LSF verlängert die Eigenschutzzeit. Diese gibt an, wie lange man sich in der Sonne aufhalten kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen.
Bei Menschen mit heller Haut und blonden oder rötlichen Haaren liegt die Eigenschutzzeit bei ca. 10 Minuten. Mit LSF 20 wird die Zeit auf 200 Minuten (20*10 Minuten) verlängert. Durch weiteres Eincremen lässt sich das Zeitfenster nicht ausdehnen. - Bei Sonnenschutz dürfen auch die Augen nicht vergessen werden, weil zu viel UV-Strahlung dieses empfindliche Organ ebenfalls schädigen kann. Umso wichtiger ist es, bei Sonnenbrillen darauf zu achten, dass sie ausgewiesenen UV-Schutz besitzen. Sind Brillengläser nur getönt, ist es fast noch schädlicher, denn diese bringen die Pupille dazu, sich bei Sonne weiter zu öffnen, wodurch noch mehr UV-Strahlung auf die Netzhaut eintrifft.
Sonne macht alt. Sonnenschutz ist nicht nur wichtig in punkto Krebsvorsorge, sondern auch als Anti-Aging Faktor. Denn UV-Strahlen reduzieren die kollagenen Fasern in der Haut und sie bildet Falten.
Was versteht man unter Sonnenschaden?
- Claudia Heller-Vitouch: „Was allgemein als Sonnenschaden bezeichnet wird, heißt mit Fachbegriff aktinische Keratose. Darunter versteht man raue Hautstellen, die hautfarben oder rötlich sein können, vor allem auf den sogenannten Sonnenterrasen. Das sind jene Körperstellen, die besonders exponiert sind, wie Nasenrücken, Ohroberseite, die Grenze zwischen Stirn und Haar oder die Glatze. Aktinische Keratose ist kein kosmetisches Problem, denn tatsächlich kann in 10-15% der Fälle daraus Hautkrebs entstehen.
Was ist der Unterschied zwischen schwarzem und weißem Hautkrebs?
Claudia Heller-Vitouch: „Das schwarze, maligne Melanom entwickelt sich aus Pigmentzellen, mitunter aus Muttermalen, kann aber auch an jeder anderen Stelle der Haut auftreten. Wenn es im Frühstadium entdeckt und entfernt wird, hat es keine weiteren Auswirkungen. Auch therapeutisch kann man mittlerweile sehr viel dagegen tun, früher führte es in den meisten Fällen unweigerlich zum Tod.
Mit weißem Hautkrebs wird non-melanoma skin cancer NMSC bezeichnet. Doch ist die Bezeichnung „weiß“ irreführend, weil diese Hautveränderung in den meisten Fällen nicht weiß, sondern rosa oder pigmentiert ist. Darunter fallen das Basalzellkarzinom und das Plattenepithelkarzinom. Sie bilden nur selten Metastasen, können aber in das umgebende Gewebe hineinwuchern und auch Knochen oder Knorpel befallen.“
Durch den Klimawandel steigt auch hierzulande die Anzahl der Sonnenstunden. Sonnenschutz richtig angewendet beugt Hautalterung, Sonnenschäden und Hautkrebs vor.
Zur Person:
Dr. Claudia Heller-Vitouch ist Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Leiterin des Pilzambulatorium Hietzing und bietet als Wahlärztin Behandlungen der klinischen und ästhetischen Dermatologie an.