VR-Anwendungen erobern die medizinische 
Aus- und Weiterbildung

Virtual Reality hat in der Medizin ein enormes Potenzial.

Einsatz in Therapie und Rehabilitation

Schwangere, die sich während der Geburt mit einem virtuellen Flug über Island von ihren Schmerzen ablenken, Phobiker, die ihre Angst vor Höhe oder Spinnen überwinden und Kinder mit Zerebralparese, die völlig neue spielerische Formen der Mobilisierung erleben: Das Potenzial von Virtual Reality (VR) im Gesundheitsbereich ist enorm. 

Abseits der Einsatzmöglichkeiten von VR als Instrument in Therapie und Rehabilitation ist es vor allem die ärztliche Aus- und Weiterbildung im virtuellen Raum, die es den Unternehmensgründern dies- und jenseits des großen Teichs angetan haben. 

Hier sind die zwei vielversprechendsten VR-Anwendungen im Training von Ärzten:

Virtual Reality in der Chirurgie

Bereits im Jahr 2016 hat Dr. Shafi Ahmed die erste VR-Operation durchgeführt. Während es damals noch ausschließlich möglich war, dem Eingriff als passiver Zuseher beizuwohnen, geben moderne VR-Lösungen von Unternehmen wie Osso-VR den in Ausbildung befindlichen Chirurgen die Möglichkeit, selbst in einem virtuellen Setting zu operieren und so ihre Fähigkeiten zu trainieren und zu erweitern. 
Eine kürzlich im Harvard Business Review veröffentlichte Studie hat gezeigt, dass virtuell trainierte im Vergleich zu traditionell trainierten Chirurgen eine um 230 Prozent bessere Performance verzeichnen konnten. Das ist umso bedeutender, wenn man bedenkt, dass 30 Prozent der Chirurgen einer Studie der University of Michigan zufolge nach ihrer praktischen Ausbildung nicht ohne Supervision operieren können. 

Die Vorteile der virtuellen Methode liegen auf der Hand: Ohne Patienten in Gefahr zu bringen, können Auszubildende trainieren so viel sie möchten, die besten Chirurgen der Welt können ihr Know-how einem unbegrenzt großen Publikum zur Verfügung stellen und die virtuelle Welt kann mit Informationen und Feedbackschleifen angereichert werden, wie es in der realen Welt kaum möglich ist.

Was dem Ganzen die Krone aufsetzt, ist das patientenzentrierte Training von Anbietern, wie ImmersiveTouch. CT und MRT-Aufnahmen von Patienten werden in ein 3D-Modell übersetzt, das Chirurgen schließlich über eine VR-Anwendung zur Vorbereitung auf den tatsächlichen Eingriff nutzen können.

Virtuelles Empathie-Training

Am anderen Ende des Spektrums steht eine Fähigkeit, die lange Zeit zu Unrecht zu den Softskills des Arztberufs gezählt wurde: die Empathie. Wenn in naher Zukunft intelligente medizinische Assistenzsysteme einen Großteil der kognitiven Anforderungen des Arztberufes reduzieren werden, wird es nicht länger ein zeitraubender Luxus sein, in die Schuhe des Patienten zu steigen. Und VR soll dabei eine wichtige Rolle spielen. Wie fühlt es sich an, als älterer Mensch in seiner Mobilität eingeschränkt zu sein? Sich nach einem Herzinfarkt wieder langsam zu erholen? Wie erlebt ein Migräne Patient die Welt? Virtual Reality Programme können mittlerweile eine Vielzahl von gesundheitlichen Einschränkungen simulieren und für Ärzte erlebbar machen. Dass sich das messbar positiv etwa auf die Empathie-Fähigkeit von Medizinstudenten auswirkt, konnte im Rahmen einer Studie an der University of New England gezeigt werden. Die teilnehmenden Patienten hatten am Ende des Projektes mehr Verständnis für verschiedene Patientengruppen und mehr Empathie im Umgang mit älteren Menschen.

Einen gänzlich anderen Zugang zu Empathie-Training bietet die MPathic-VR App. In Gesprächssituationen mit virtuellen Patienten können die Anwender ihre Kommunikations-Skills trainieren, etwa wenn es darum geht schlechte Nachrichten über Diagnosen mit schlechter Prognose zu überbringen. Das Trockentraining macht aus ethischen Gründen Sinn und ist auf jeden Fall dazu angetan, den Fokus der teilnehmenden Ärzte auf eine ganz wesentliche reale Seite des Arztberufes zu lenken.