Traumreisen auf der Couch

Bei einer Entspannungstrance kann unser Gehirn für eine herrlich entspannende Auszeit sorgen.

frau bei entspannungsreise
© UNIQA | Melina Kutelas

Ein Tag am Meer, ein Waldspaziergang, der Blick vom Gipfel eines Berges – Erlebnisse, bei denen Körper und Geist eine Ruhepause einlegen und entspannen. „Wenn wir etwas Wunderbares erleben, weil uns der äußere Kontext dazu einlädt, wird dies in uns gespeichert. Das Gehirn ist so strukturiert, dass es auf diese Erfahrung dann willentlich zurückgreifen kann“, weiß Martina Gross, hypnosystemische Psychotherapeutin in Wien.

Das müsse auch gar nichts Großartiges sein: „Bei spontanen Erlebnissen sind immer alle Sinne beteiligt. Wir sehen, hören, riechen, schmecken und empfinden körperlich. Genau das machen wir uns zu Nutze, wenn es einmal keine Chance gibt, Großes zu erleben; wenn wir stattdessen den Kopf auf die Reise schicken und uns die Auszeit in den eigenen vier Wänden gönnen – wir gehen auf Fantasiereise."

Assoziativ entspannen 

Unser Gehirn arbeitet assoziativ. In einer angeleiteten Fantasiereise schlüsselt es das Gesamterlebnis in Einzelmomente auf. Das funktioniert so: Wir erinnern uns gezielt an eine Situation, die wir als sehr entspannend, angenehm, schön empfunden haben. Mit wiederholten Fragen nach allen Sinnen, also etwa: „Was sehe ich?“, „Was höre ich?“, „Was spüre ich?“ kann das bereits im Gehirn gespeicherte Muster wachgerufen werden. 

Gross: „Das Bild wird intensiviert, der Körper erinnert sich und holt sich zusätzlich zu den visuellen Eindrücken alles Weitere durch die Fragen dazu. So kommt man immer intensiver ins Erleben.“ Letztendlich fühlt man sich nahezu so, als wäre man gerade dabei – und das, obwohl nur das Gehirn Bilder und Empfindungen wachruft. 

Angeleitet oder solo 

Für solche Fantasiereisen gibt es Videos, CDs oder passende YouTube Kanäle. Wer lieber eine individuelle Anleitung erleben möchte, kann das bei einer Therapeutin mit entsprechender Ausbildung buchen. „Sollten Sie eine standardisierte Entspannungstrance ausprobieren wollen, empfehle ich, vorerst ganz bewusst zuzuhören. Da merkt man sofort alle Nuancen“, meint Gross. Dabei merkt schnell, ob einem Sprecher und Art liegen.

Wobei auch diese Form der Entspannung eine gewisse Übung benötigt. Durch regelmäßiges Wiederholen der Traumreisen gelingt es mit der Zeit, sehr schnell in die erwünschte Entspannung kommen.  

„Das Ziel sollte sein, dass man sich etwa schon während einer fünf-minütigen Dusche ein Traumland erschafft und somit positiv aufgeladen ist“, motiviert die Expertin, nicht allzu schnell aufzugeben, wenn es bei den ersten Malen nicht auf Anhieb klappt.

Sollten schwerwiegende Belastungsumstände herrschen, könnte es tatsächlich schwierig werden. Die Therapeutin dazu: „In solchen Situationen wird Entspannung nur schwer zugelassen. Da kann es sinnvoller sein, vorerst nur an der körperlichen Ebene anzusetzen, also etwa durch langes, ruhiges Ein- und Ausatmen.“

Für den normalen Alltag jedoch kann so eine Traumreise etwas sein, womit man sich täglich Gutes tut. 

Zur Person 
Mag. Martina Gross ist hypnosystemische Psychotherapeutin und Gründerin des Hypno-Synstitut Wien, ein Weiterbildungszentrum im Bereich Klinischer Hypnose und Hypnotherapie nach Milton Erickson.

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