Gesund essen, aber wie?
Nahrung sollte sättigen, schmecken und nicht zuletzt gesund sein. Soweit die Theorie. Aber ist das auch mit dem Angebot aus dem Supermarkt vereinbar?
Pestizide im Spinat und Antibiotika im Fleisch – manche Medienberichte suggerieren, dass es heutzutage kaum noch möglich sei, sich gesund zu ernähren. Dabei wird allerdings übersehen, dass Panikmache oftmals dazu dient, die Auflage zu steigern - und Österreich in puncto Lebensmittelsicherheit immer noch eine Insel der Seligen ist. Zumindest im Vergleich zu vielen anderen Ländern.
Saisonal und regional
„Es ist weder nötig, sich von Berichten über Giftstoffe in Lebensmitteln verrückt machen zu lassen, noch sein Gemüse nur noch selbst anzubauen“, ist Ernährungsexpertin Karin Pauer überzeugt. „Wenn man beim Einkaufen und bei der Zubereitung ein paar Dinge beherzigt, kann man sich unverändert hochwertig ernähren.“
Saisonal und regional gelten aus gutem Grund als wichtige Schlagworte in diesem Zusammenhang: Die Erdbeeren, die zu Weihnachten aus Ägypten kommen, enthalten mit Sicherheit weniger Vitalstoffe als die Erdbeeren aus dem Burgenland im Juni. Und was Transportweg und Lagerung betrifft, schneidet die Bio-Tomate aus Spanien vermutlich auch schlechter gegen ihre Verwandte aus der Region ab, selbst dann, wenn diese nicht das Etikett „bio“ trägt.
Unverpackt ist besser
Obst und Gemüse enthalten wertvolle Pflanzenstoffe (Enzyme, Vitamine), die die Pflanze zum Wachstum oder für ihren Stoffwechsel braucht. Karin Pauer: „Wie viel an Inhaltsstoffen eine Pflanze enthält, ist natürlichen Schwankungen unterworfen – etwa durch das Klima. Ebenso hängt ihr Nährstoffgehalt vom Nährstoffgehalt des Bodens ab, auf dem sie wächst. Wird zum Beispiel ein Acker durch übertriebene Nutzung ausgelaugt und verliert an Selen, sinkt auch der Selengehalt der Pflanzen, die auf ihm wachsen. Durch Transport, Lagerung oder Verpackung gehen ebenfalls Nährstoffe verloren. Kauft man Obst oder Gemüse im Supermarkt, ist es daher auch besser, zu unverpackter Ware zu greifen.“
Qualitätsmerkmal Preis
Beim Essen auf „Geiz ist geil“ zu setzen heißt, am falschen Ende zu sparen, wenn es um Qualität und damit Nährwert geht. „Kann ein Lebensmittel mit einem sehr niedrigen Preis überhaupt zu hochwertigen Produktionsbedingungen hergestellt werden?“, gibt Karin Pauer zu bedenken und liefert auch gleich die Antwort: „Qualität kostet. Und das gilt auch für Fleisch, Gemüse oder Obst. Beim Thema Fleisch ist die Menge der Knackpunkt. Dabei gilt meiner Meinung: Weniger ist mehr. Wer seinen Fleischkonsum auf wenige Tage pro Woche beschränkt und dann noch auf möglichst regionale Bioqualität achtet, ernährt sich unterm Strich günstiger und dazu noch gesünder.“
Frisch oder tiefgekühlt?
Zahlreiche Gemüsesorten bauen bald nach der Ernte ihre Inhaltsstoffe ab, weshalb etwa Brokkoli, der nach der Ernte industriell tiefgekühlt wurde, einen höheren Nährwert besitzt als Brokkoli, der transportiert und gelagert wurde.
Karin Pauer: „Für Tiefkühlgemüse gelten hierzulande sehr hohe Standards. Das Gemüse ist genauen Kontrollen unterworfen, bevor es tiefgefroren und zum Verkauf angeboten wird, sodass sichergestellt ist, dass der Konsument ein Maximum an Nährstoffen erhält. Kritisch sollte man allerdings beim Kauf von Tiefkühlgemüse sein, das bereits weiterverarbeitet wurde und mit Würzung angeboten wird. Denn beim Verzehr nimmt man neben den Vitalstoffen auch Würz-, Farb- und Konservierungsstoffe zu sich. Besser ist es daher, unbehandeltes, tiefgekühltes Gemüse zu kaufen und sich daraus eine Mahlzeit zu bereiten, die man selbst mit Kräutern schmackhaft macht.“
Convenience Food
Apropos Industrialisierung: Der Begriff Convenience Food vermittelt zwar Bequemlichkeit bei der Zubereitung, doch der Nährwert bleibt hier meist auf der Strecke. „Je stärker ein Lebensmittel verarbeitet ist, desto geringer seine Nährstoffdichte. Gut sieht man das am Beispiel Erdäpfelpüree. Macht man Erdäpfelpüree selbst aus gekochten, zerstampften Erdäpfeln, enthält es auch eine Menge an lebenswichtigem Magnesium. Kauft man stattdessen Fertigpüree aus dem Packerl, ist darin kein Magnesium mehr enthalten“, so Karin Pauer.
Zur Person
Mag. Karin Pauer ist Ernährungswissenschaftlerin, Personaltrainerin und UNIQA VitalCoach. Ihr Motto ist: „Gewinn an Lebensfreude durch Nahrung, die uns nährt und Bewegung, die uns stärkt.“