Hilfe, mein Kind hat Übergewicht
Wenn Kinder merklich an Gewicht zulegen, kann ein Ernährungscoach helfen. Ein Prozess, der viel Geduld erfordert. 10 Tipps!
Etwa ein Drittel aller Schulkinder ist in Österreich laut Gesundheitsministerium übergewichtig – Buben etwas mehr, Mädchen etwas weniger. Will man als Eltern gegensteuern, muss man sich vorerst selbst an der Nase nehmen. „Eltern sind die wichtigsten Vorbilder. Wenn ich täglich nasche, Fertigpizzen auf den Tisch bringe und mich zu wenig bewege, muss ich davon ausgehen, dass die Kinder dieses Verhalten spiegeln“, weiß Mag. Karin Pauer, Ernährungswissenschafterin und UNIQA VitalCoach.
Die Expertin betreut in ihrem Institut eine Reihe von Kindern und Jugendlichen, die auch teils aus eigener Motivation fitter sein möchten und ein paar Kilos verlieren wollen. Im Gespräch mit ihr haben wir zehn Tipps zusammengestellt, wie man seine Sprösslinge unterstützen kann und ihnen so den Weg in ein gesundes Leben bereitet.
Die 10 besten Tipps für Eltern mit übergewichtigen Kindern
1. Ernährungsprotokoll: Genau hinschauen
Als ersten Schritt empfiehlt es sich festzuhalten, was das Kind den ganzen Tag isst. Dabei gilt es auch zu hinterfragen, ob etwa vom Taschengeld am Schulweg noch zusätzlich Süßigkeiten oder Softdrinks gekauft werden. Das schafft einen ersten Überblick und man kann dann gemeinsam besprechen, wo die Dickmacher stecken.
2. Essverhalten hinterfragen
„Versuchen Sie herauszufinden, warum Ihr Kind zu viel isst. Möglicherweise stecken Frust, Angst, Stress oder auch Langeweile dahinter“, so Pauer. Essen sei oftmals eine schnell verfügbare Belohnung oder scheinbare Aufmunterung, die sich aber langfristig auf die Hüften schlägt und zu Energieverlust führt.
3. Wochenrationen für Süßes vereinbaren
Wer eine Naschlade hat, die mit ungesunden Leckereien gefüllt ist, darf sich nicht wundern, wenn die Kids diese auch ungehemmt nutzen. Die Ernährungscoach empfiehlt hier, eine sogenannte Wochenration zu vereinbaren, die sich die Kinder dann selbst einteilen dürfen. Also etwa ein Sackerl Gummibärli oder eine Tafel Schokolade.
4. Wasser statt Softdrinks
Zuckerhaltige Getränke wie Dicksäfte und Softdrinks sind bei vielen schon ein Hauptgrund, warum sie an Gewicht zulegen. Hier die Empfehlung: Ein Großteil der Flüssigkeitsversorgung sollte schlichtweg über Wasser abgedeckt werden, das man eventuell mit Zitrone, Gurken, Beeren geschmacklich attraktiver machen kann. Von Zeit zu Zeit kann man ja auch den heißgeliebten Eistee stark verdünnen und erspart sich somit einen Großteil der Kalorien.
5. Anbieten statt zwingen
„Versuchen sie immer wieder, mit neuen Obst- oder Gemüsesorten zu verführen. Das kann mit kleineren Kindern auch spielerisch sein, wie etwa einer Blindverkostung. Aber zwingen Sie sie nicht, das führt nur zu noch mehr Widerstand“, schlägt die Ernährungsexpertin vor. Wem das gar nicht gelingt, der darf auch schummeln und etwa unter das Spaghetti-Sugo püriertes Gemüse mischen. Auch Cremesuppen sind eine gute Möglichkeit, Kohlrabi, Broccoli und Co. einmal anders zu servieren.
6. Gemeinsam kochen
„Suchen Sie sich gesunde Rezepte aus und bereiten Sie sie auch gemeinsam zu. Das macht Spaß und führt insgesamt zu einem besseren Verständnis für Lebenmittel und Ernährung“, so ein weiterer Tipp von Karin Pauer.
So klappt Kochen mit Kindern.
7. Sport, Spiel und Spaß
Der Weg nach draußen, aufs Fahrrad oder in den Park ist für viele Kinder und Jugendliche schon ein seltener geworden. „Motivieren Sie, wieder mehr Zeit im Freien zu verbringen und machen Sie mit! Zeigen Sie Ihren Kindern, wieviel besser man sich fühlt, wenn man sich täglich bewegt“, rät UNIQA VitalCoach Karin Pauer. „Das wirkt am besten!“
8. Geduld beweisen
Wenn Kinder Gewicht abbauen sollen, so geht das nicht von heute auf morgen. Es braucht viel Geduld, um nicht noch mehr Frust auszulösen. Daher müsse man einfühlsam vorgehen, viel miteinander darüber reden, auch über die negativen Konsequenzen aufklären.
9. Belohnen und loben
Für langfristigen Erfolg braucht es auch Belohnungssysteme. Wenn der eine oder andere Schritt sichtbar gelungen ist, gilt es die Kinder zu loben und ihnen auch einen Anreiz zu bieten, weiterzumachen. So könnte man etwa gemeinsam einen Lieblingsfilm ansehen oder ein Spiel besorgen, das sich die Kinder schon lange wünschen.
10. Einen Profi zuziehen
Oft stößt man als Eltern an seine Grenzen. „Ich koche mit den Kindern und Jugendlichen, wir machen Sporteinheiten und ich rede auch über ihre Probleme mit ihnen. Das ist etwas völlig anderes, als wenn das Mama oder Papa tun.“ Karin Pauer rät, eine Expertin/einen Experten von außen zuzuziehen, die/der sensibel und auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes zugeschnitten, ein Maßnahmen-Gesamtpaket zusammenstellt. Die Erfolgsrate sei dann wesentlich höher.