Was feiern wir, wenn wir Martini feiern?
Laternenumzüge, Jungwein und Ganslessen: am 11. November ist Martini. Aber warum eigentlich?
Alles begann mit einem Mantel. So viel wissen die meisten von uns gerade noch, wenn die Rede auf den Heiligen Martin kommt. Aber wie war das genau und was hat das mit Gans und Rotkraut zu tun? Am besten wir beginnen von vorne.
Um die Wurzeln des Martinifestes zu finden, heißt es 1.600 Jahre zurückzugehen, ins Jahr 330 nach Christus. Damals lebte ein römischer Offizier mit seiner Familie in Savaria (Steinamanger/Szombathely) im heutigen Ungarn . Bereits mit 15 Jahren trat sein Sohn Martin in die Armee ein und wurde kurz darauf nach Gallien versetzt. Auf dem Weg dorthin kam sein Reiterregiment durch den französischen Ort Amiens, wo vor den Stadttoren ein Bettler saß. Martin zerschnitt seinen Mantel mit seinem Schwert, um dem frierenden Mann zu helfen. Der Legende nach, erschien ihm daraufhin Jesus Christus im Traum, bekleidet mit diesem Mantel und dankte Martin für seine Mildtätigkeit.
In Folge verließ der junge Römer die Armee und wurde Missionar, Klostergründer und Bischof von Tours. Eine weitere Legende besagt, dass er äußerst bescheiden und asketisch war. So versteckte er sich angeblich in einem Gänsestall, um der Bischofswürde zu entgehen. Doch die Gänse verrieten ihn mit ihrem lauten Geschnatter, weshalb sie bis heute am 11. November (dem Todestag von Martin) als Braten auf dem Tisch landen.
Wussten Sie, dass... ?
- der Heilige Martin als Patron der Bettler, Soldaten und Schneider gilt.
- er meist auf einem weißen Pferd sitzend dargestellt wird, was auch den Beginn der winterlichen Jahreszeit symbolisieren soll.
- das Teilen seines Mantels für einen römischen Legionär aus gutem Hause damals alles andere als selbstverständlich war. Heute symbolisiert diese Geste zugleich Mitgefühl und Gerechtigkeit.
- Teilen glücklich macht. Eine Studie von Lara Aknin, Elizabeth Dunn und Michael Norton kam zu dem Schluss, dass sich Menschen, die Geld für andere Menschen ausgaben, danach wesentlich glücklicher fühlten.
- der Heilige Martin der Schutzpatron Frankreichs, der Slowakei sowie der Landespatron des Burgenlands ist und der 11. November daher burgenländischer Landesfeiertag ist.
- man in Italien von „Estate di San Martino“ spricht, dem „Martinssommer“. Denn um den 11. November spürt man südlich der Alpen meist ein letztes Aufbäumen des Sommers.
- in vielen Gegenden bis heute am 11. November ein „Martinsritt” stattfindet, bei dem Kinder mit Laternen das Gefolge Martins darstellen und die Mantelteilung nachgespielt wird.
- der Mantel des Hl. Martin (lat. cappa) in Paris aufbewahrt wird und sich das Wort „Kapelle” (= kleine Kirche) von ihm ableitet.
- der Martinstag seit dem Mittelalter besonders wichtig als Rechts- und Zinstermin war (Abschluss des Wirtschaftsjahrs, Wechsel des Gesindes, Regelung der Pacht, Abgaben von Zehnten und Naturalien).
- der 11. November einst auch der Beginn des Adventfastens war. Er wurde genutzt, um Lebensmittel aufzubrauchen, auf die während der Fastenzeit verzichtet wurde. Auch wurden Tiere geschlachtet (z.B. Gänse), die nicht alle durch den Winter gebracht werden konnten.
- die Kombination von Gänsebraten mit Rotkraut auch ernährungstechnisch sinnvoll ist. Denn durch das Vitamin C im Rotkraut kann das Eisen im Gänsefleisch besser vom Körper aufgenommen werden.
- das Martiniloben ein alter, burgenländischer Winzerbrauch ist. Am Martinstag wurde der junge Weißwein zum ersten Mal gekostet. Dabei ging man von Keller zu Keller und kostete auch den neuen Jahrgang bei den anderen Winzer.
- die Protestanten am Martinstag nicht nur Sankt Martin, sondern auch Martin Luther feiern. Er wurde 1483 einen Tag vor dem Martinstag geboren.
- das Martinifest heute den Beginn des Karnevals, Faschings und der Ballsaison markiert.
- der Sankt-Martins-Tag seit jeher zu den wichtigen Tagen im Bauernjahr zählt. Er gilt als Lostag, und soll eine große Bedeutung für das Wetter in den folgenden Wochen, sowie Aussaat oder Ernte haben. So heißt es u.a. „Hat Martini einen weißen Bart, wird der Winter lang und hart.“ Oder „Wenn die Martinsgänse auf dem Eise gehn, muss das Christkind im Schmutze stehn.“