Wie sicher sind Elektroautos?

Ah, ein Elektroauto. Zukunft auf Rädern. Umweltschutz im Verkehrsformat. Akkubrand – was? Bei der Frage nach Elektroautos und Sicherheit halten sich einige Vorurteile hartnäckig. Wir räumen damit auf.

Elektroauto an Ladestation
(c) Adobe Stock | m.mphoto

Erst einmal ganz grundlegend: Elektroautos stehen Verbrenner-Fahrzeugen in puncto Sicherheit in nichts nach. Moderne Elektroautos erreichen in Crashtests Bestnoten. Aber was hat es mit den folgenden Mythen auf sich, was steckt wirklich dahinter?

Mythos 1: Elektroautos brennen schneller und verheerender als jene mit Verbrennungsmotor.

Eine brenzlige Angelegenheit? Hm. Laut Mobilitätsclub ÖAMTC sind brennende E-Autos weitaus seltener als brennende Autos mit Verbrennungsmotor. Im Vergleich zu Verbrenner-Fahrzeugen brennen E-Autos lediglich anders. 

Jedes Auto kann zu brennen anfangen – egal welcher Treibstoff. Bei E-Autos wird es kritisch, wenn die Batterie Feuer fängt und damit die Gefahr eines Thermal Runaway entsteht. Ein Thermal Runaway beschreibt eine Art Dominoeffekt, bei dem die zahlreichen Teilzellen der Lithium-Ionen-Batterie nach und nach zu brennen beginnen. Diese Brandkette macht es schließlich auch so herausfordernd, ein brennendes E-Auto zu löschen.

Die Hersteller sorgen jedoch vor und minimieren dieses Brandrisiko, indem sie die Akkus sicher im Fahrzeugboden verarbeiten und so gegen drastische äußere Einwirkungen schützen. 

Zum Vergleich: Auch bei einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor besteht  – wie der Name schon hinweist – vor allem bei Unfällen oft akute Brandgefahr. Diese wird durch die Gefahr, dass sich das Feuer aufgrund von auslaufendem Treibstoff rascher ausbreiten kann, zusätzlich verstärkt. 

Jene viralen Videos von Tesla Autos, die lichterloh und scheinbar unlöschbar vor sich hin lodern sind kein Mythos - jedoch auch kein Grund für Angst.  

Martin Winter vom Forschungszentrum Jülich rechnete auf dem Wiener Motorensymposium 2017 vor: Bei Verbrennungsmotoren gibt es im Schnitt 90 Fahrzeugbrände auf eine Milliarde Fahrkilometer. Bei Tesla waren es bis dato zwei. 

Also nein, derzeit gibt es keine Hinweise, dass Elektroautos schneller und verheerender brennen als jene mit Verbrennungsmotor. 

Schon gewusst?

Einsatzkräfte müssen die Batterie eines E-Autos mit viel Wasser stark herunterkühlen, um ihr mehr Energie zu entziehen als sie freisetzt. Mittlerweile wird oft eine sogenannte Löschlanze eingesetzt, die sich als besonders effektiv beim Löschen von E-Auto-Bränden erwiesen hat. Muss die Feuerwehr Personen befreien, hat sie für jedes Fahrzeug sogenannte Rettungskarten zur Verfügung. Darauf sind die genauen Positionen von Batterie und Stromleitungen verzeichnet.

Mythos 2: Das Elektroauto ist eine immerwährende Stromquelle.

Steht so ein Elektroauto nach einem Unfall nicht… unter Strom? Nein. Als Ersthelfer bei einem Unfall brauchen Sie keinerlei Angst vor einem E-Auto zu haben. Das Hochvoltsystem des Fahrzeugs wird automatisch abgeschaltet, wenn es zu einem Unfall kommt – genau genommen bereits, wenn der Airbag aktiviert wird: Das Auto steht somit nicht unter Spannung.

Und was ist mit Stromschlägen beim Aufladen? Kurz gesagt: Es ist alles andere als leicht, vielleicht sogar nahezu unmöglich, während des Ladevorgangs einer Gefahr ausgesetzt zu sein. Der Ladevorgang ist durch eine elektrische Verriegelung gesichert, außerdem fließt der Strom erst, wenn E-Auto und Ladesäule konform miteinander verbunden sind. So kann auch ein Stromschlag durch Nässe oder Schnee ausgeschlossen werden.

Mythos 3: Der leise Elektromotor birgt erhöhte Unfallgefahr.

Moment mal, hören Sie das? Nein? Tatsächlich sind Elektroautos verglichen mit ihren Verbrennercousins sehr leise. Und das ist kein Mythos, sondern ein echtes Risiko.  

Dieses Problem lässt sich allerdings ziemlich einfach wieder lösen, mit künstlichen Fahrtgeräuschen. In Österreich und in der EU sind die nämlich seit 2019, in Deutschland sogar seit 2014, gesetzlich vorgeschrieben. Einige Autobauer waren dabei überaus kreativ. BMW hat sich beispielsweise den berühmten Filmkomponisten Hans Zimmer als “Fahrtgeräuschkomponisten” gesichert, um besonders ansprechende Fahrgeräusche zu imitieren.

Gut zu wissen

In Österreich und der gesamten EU sind die künstlichen Sounds nur bis 20 km/h verpflichtend. Grund ist, dass bei höheren Geschwindigkeiten die Reifen ohnehin stärker zu hören sind als der Motor.


Zusammengefasst:
Elektroautos sind nicht gefährlicher als herkömmliche Autos. Sie sollten sich weniger Gedanken über Feuerstürme machen als über die Frage, welchen Hans-Zimmer-Soundtrack Sie gerne als Beschleunigungston hätten.

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