Zu schade für den Müll: smarte Lösungen gegen Lebensmittelverschwendung
In jedem Haushalt landen pro Jahr bis zu 133 kg an genussfähigen Lebensmitteln im Müll. Allein in Wien wird täglich so viel Brot weggeworfen wie Graz konsumiert. Das muss nicht so sein! Wir zeigen Ihnen Rezepte und Initiativen, wie Sie Lebensmittelverschwendung auf ein Minimum reduzieren können.
Mit einfachen Mitteln gegen Lebensmittelverschwendung
Nimm 2, zahl drauf?
Angebote im Supermarkt verleiten dazu, mehr einzukaufen als geplant - Aber brauchen Sie das alles wirklich? Ein Einkaufszettel hilft, dem Sirenengesang zu widerstehen. Nichts hält Sie besser von der Jumbopackung Äpfel ab, als ein Zettel mit klaren Mengenvorgaben. So bleiben Lebensmittel erst gar nicht liegen und werden zeitnah verbraucht.
Abgelaufen und man kann es trotzdem essen?
Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) oder das Verbrauchsdatum (VD) ist dabei entscheidend. Es macht einen großen Unterschied, ob ein MHD oder ein VD überschritten wurde.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum MHD ist die Garantie des Herstellers, dass das Produkt bis zu einem definierten Zeitpunkt gut ist. Essen kann aber noch lange danach genießbar sein: Verlassen Sie sich auf Ihre Sinne. Wenn das Joghurt gut riecht, aussieht und schmeckt – dann ist es vermutlich auch noch gut.
Anders ist es beim Verbrauchsdatum VD: Dieses ist für leicht verderbliche Lebensmittel wie Fleisch, Innereien, Würste, Fisch und Rohmilch vorgeschrieben. Wenn das Verbrauchsdatum überschritten ist, können diese Lebensmittel gesundheitsgefährdend sein, weshalb sie nicht mehr verkäuflich sind und entsorgt werden müssen.
Wie lange sind Lebensmittel haltbar?
Tatsächlich sind die meisten Lebensmittel bei korrekter Lagerung wesentlich länger haltbar als es das MHD angibt:
Brot
- Weizenbrote: bis zu 3 Tage
- Weizenmischbrote: 3-5 Tage
- Mischbrote: 4-6 Tage
- Roggenmischbrote: 5-7 Tage
- Roggenbote: 6-10 Tage
- Roggenschrot-/Vollkornbrote: 8-12 Tage
Milch
- ungeöffnete Milchverpackungen sind nach Ablauf des MHD noch rund 3 Tage haltbar
- Rohmilch: 2-3 Tage
- Pasteurisierte Milch: gekühlt und ungeöffnet: 6 Tage / angebrochen: 2-3 Tage
- H-Milch: gekühlt und verschlossen: bis zu 8 Wochen / geöffnet: 2-3 Tage
Butter
- bei kühler Lagerung über MHD hinaus circa 3 Wochen haltbar
Käse
- höhere Haltbarkeit von Käse mit niedrigem Wassergehalt
- einzelne Scheiben und angebrochener Frischkäse sollten innerhalb 1 Woche verbraucht werden
- ganze Käsestücke sind mehrere Wochen haltbar
Joghurt & Topfen
- ungeöffnet sind Joghurt und Topfen nach Ablauf des MHD noch 10 bis 14 Tage haltbar
- geöffnete Produkte sollten innerhalb von 3-4 Tagen konsumiert werden
Quelle: http://www.mindesthaltbarkeitsdatum.de
Magie aus Resten
Früher war es undenkbar, Lebensmittel wegzuwerfen, stattdessen gab es geschickte Restlverwertung. Ein Überschuss an Obst oder Gemüse wurde eingekocht, getrocknet, fermentiert etc. Die aktuellen Food-Trends und Initiativen greifen erfreulicherweise all das wieder auf!
Mit Smoothies voll im Trend
Werfen Sie altes Obst und Gemüse statt in den Müll doch in den Mixer! Wenn Ihr Obst oder Gemüse nicht mehr ganz so frisch und knackig aussieht, gönnen Sie sich einen leckeren Smoothie oder machen Sie eine Suppe daraus. Dann spielt es auch keine Rolle mehr, ob die Banane vorher ein paar Druckstellen hatte. Voraussetzung ist natürlich, dass das Obst noch essbar ist. Auch hier gilt: Verlassen Sie sich auf Ihre Sinne. Schimmeliges oder faulig riechendes Obst sollten Sie nicht mehr essen.
Kein Mist!
Oft sind mehr Teile essbar, als gedacht. Der Stiel vom Brokkoli ist genauso essbar wie die Röschen und auch die Stängel von Petersilie schmecken gut. Falls sie Ihnen zu holzig sind, können Sie sie zum Beispiel in der Suppenbrühe mitkochen. Indem Sie etwas weniger abschneiden, retten Sie auf lange Sicht Lebensmittel.
Die Website Restegourmet hilft Ihnen dabei, das Beste aus Resten zu machen: Sie tippen ein, welche Zutaten Sie bei sich zu Hause haben, die Website spuckt Rezepte von anderen Nutzern aus. Die Smartphone-App MyFoodWays funktioniert nach dem selben Prinzip.
Smarte Lösungen statt Müll
Auch Restaurants, Hotels und Bäckereien müssen übrig gebliebene Waren und Speisen entsorgen. Um dieser Lebensmittelverschwendung vorzubeugen, entstehen mittlerweile immer mehr kreative Lösungen, um Verbraucher und Reste zusammenzubringen.
Too good to go
Diese App zeigt an, in welchen Restaurants, Hotels, Bäckereien, Lebensmittelgeschäften etc. (in der Nähe) Waren übrigbleiben. Diese werden zu etwa 1/3 des sonstigen Verkaufspreises verkauft und können dann in Form von „Überraschungssackerln“ in einem bestimmten Zeitfenster abgeholt werden https://toogoodtogo.at
Unverschwendet
Das junge Unternehmen verschwendet nichts. Obst, Gemüse und Kräuter, die überschüssig sind oder nicht den Normen entsprechen, werden zu Marmelade, Sirup, Chutneys, Eingelegtes, Süß-Saures, Saucen und vielem mehr. Die Produkte können über den eigenen Webshop oder in ausgewählten Geschäften gekauft werden https://www.unverschwendet.at
Die Retterbox
Dieses Unternehmen aus Linz versendet portofrei 14-tägig „Retterboxen“ in ganz Österreich, gefüllt mit überschüssigem Obst und Gemüse in Bioqualität. https://www.afreshed.at
Iss mich
Das Wiener Unternehmen verkocht Bio-Gemüse, das nicht der Norm entspricht, zu Eintöpfen, Suppen oder Desserts und versendet die Speisen in Rex-Gläsern österreichweit per Post, in Wien per Lastenrad oder verkauft sie in ausgewählten Geschäften. Auch werden Caterings oder Büroverpflegung mit geretteten Lebensmitteln ausgerichtet. https://www.issmich.at
Foodsharing
Die Mitglieder der Foodsharing-Community arbeiten ehrenamtlich und unentgeltlich. Sie holen von Unternehmen oder Privatpersonen überschüssige Lebensmittel ab und bringen sie zu Bedürftigen (z.B. karitativen Einrichtungen) bzw. dürfen ihren Eigenbedarf decken. Zusätzlich gibt es „Fair-Teiler“, das sind offene Kühlschränke, aus denen ebenfalls der Eigenbedarf entnommen werden kann. https://www.myfoodsharing.at bzw. Gruppen in verschiedenen Städten auf Facebook
Die Tafeln
Die Tafeln Österreichs versorgen armutsbetroffene Menschen mit geretteten Lebensmitteln von Handel, Industrie und Landwirtschaft. Freiwillige bringen dabei die Warenspenden zu karitativen Einrichtungen. Ermöglicht wird die Initiative durch Spenden, Sponsoring, Mitgliedsbeiträge sowie ehrenamtliche Tätigkeit. https://dietafeln.at
Ablaufdatum – Wenn aus Lebensmitteln Müll wird
Die Sonderausstellung „Ablaufdatum“ im Naturhistorischen Museum / Wien zeigt die Ursachen der Lebensmittelverschwendung. Von der Landwirtschaft über die Lebensmittelproduktion, den Handel bis zum Verbrauch im Haushalt oder der Gastronomie sind die Gründe ebenso vielfältig wie verstörend und werden auf spannende Weise sichtbar gemacht. Bis 5. September 2021 https://www.nhm-wien.ac.at/ablaufdatum