Barrierefreies Wohnen: Selbstbestimmt zu Hause
Was halten Sie davon, einen Hindernisparcours in Ihrer Wohnung einzurichten? Dann könnten Sie den Weg von Küche zu Bad deutlich aufregender gestalten. Was für die meisten Menschen nach einem schlechten Witz klingen mag, ist für andere ungewollte Realität.
Für Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit – zum Beispiel Rollstuhlfahrer und ältere Menschen – stellen die eigenen vier Wände zu oft eine Art Parcours dar, in welchem es große Möbel, ungerade Böden und weitere Barrieren zu überwinden gilt. Das ist, wo barrierefreies Wohnen ins Spiel kommt.
Welche Barrieren können auftreten?
Zum Beispiel Stufen oder hohe Türschwellen, welche gerade für Rollstuhlfahrer ein Hindernis darstellen. Doch auch fehlende Haltegriffe, schwere Türen oder schlecht angebrachte Schalter machen aus einer Alltagssituation schnell eine Herausforderung.
Barrierefrei Wohnen nicht erst im Alter
Wer genau benötigt barrierefreie Wohnungen? Als Erstes kommen den meisten wohl Rollstuhlfahrer und ältere Menschen in den Sinn, doch sehr viele weitere Gruppen können von dem Konzept profitieren: Schwangere, Eltern mit kleinen Kindern, Menschen mit Sportverletzungen sowie die Angehörigen und Freunde der Betroffenen.
Für 40 Prozent der Österreicher ist Barrierefreiheit mindestens „notwendig“.
Das Sozialministerium schätzt, dass Barrierefreiheit – ob in den eigenen 4 Wänden, im Verkehr oder im öffentlichen Raum insgesamt – „essentiell“ für zehn Prozent der Österreicher ist. Für weitere 30 Prozent sei sie „notwendig“, also zwar nicht alternativlos, aber eine große Unterstützung im Alltag. Und da Prävention das A und O ist, lohnt es sich im Grunde für jeden, über Barrierefreiheit nachzudenken.
Wie Zugänglichkeit schaffen?
Eine leicht zugängliche Wohnung beginnt am Eingang. Hier ein Überblick über die wichtigsten Aspekte einer barrierefreien Wohnung:
Hauseingang
Der Eingang ist für Rollstuhl- und Rollatornutzer am besten schwellenarm, mit Briefkasten, Klingel und Haustürgriff in erreichbarer Höhe. Leichte Türen lassen sich einfacher öffnen. Falls Sie Ihre Türen aus Vollholz oder anderen schweren Materialien mögen, schafft ein automatischer Türöffner Abhilfe.
Boden
Ähnlich geht es dann auch in der Wohnung weiter: Niedrige Schwellen und alles Wichtige in Griffhöhe. Ein guter Tipp ist es, lose Kabel und Teppiche wegzuräumen oder zu fixieren. Der Autor dieses Artikels weiß selbst gut genug, wie schnell es sich über lose Kabel stolpern lässt!
Badezimmer
Im Bad geht es dann vor allem um den Zugang zu Toilette, Waschbecken, Dusche oder Badewanne. Ein erhöhter Toilettensitz macht die Nutzung einfacher, rutschfester Boden und Haltegriffe sorgen für Sicherheit.
Duschen sind leichter zugänglich als Badewannen, da die Wannenränder eine Schwierigkeit darstellen können. Möchten Sie nicht auf eine Badewanne verzichten (wer kann es Ihnen verübeln), ziehen Sie doch einen Badewannenlift oder eine Sitzbadewanne in Erwägung. Für Duschen empfiehlt sich ein Sitz oder Hocker in der Kabine.
Küche
In der Küche ist etwas mehr Umbau erforderlich. Idealerweise können Sie die Küchenmöbel so positionieren, dass genug Platz für das Manövrieren eines Rollstuhls oder Rollators vorhanden ist. Und wenn Herd und Arbeitsplatten über Eck liegen, sparen Sie sich aufwändige Körperdrehungen.
Küchen-Arbeitsfelder mit verstellbarer Höhe erleichtern das Kochen, da Sie Waschbecken und Co. damit jederzeit anpassen können.
Wie barrierefrei ist Ihre Wohnung?
Hier drei kostenlose und einfache Methoden, um in aller Kürze herauszufinden, wie gut Ihre Wohnung sich aktuell in Sachen Barrierefreiheit macht:
- Rollen Sie mit einem Bürosessel durch die Wohnung, um schwierige Schwellen und andere Stellen am Boden zu spüren.
- Gehen Sie mit einem aufgespannten Schirm durch die Wohnung und beobachten Sie, wo Sie an Dinge anstoßen. Das zeigt Ihnen, wie es um die Bewegungsfreiheit in Ihrer Wohnung gestellt ist.
- Basteln Sie aus Papier oder Karton einen Kreis mit einem Durchmesser von 150 cm und legen Sie ihn in wichtigen Zimmern auf den Boden. Auch so sehen Sie, ob genug Bewegungsfreiheit für Rollstühle oder Rollatoren vorhanden ist.
Sie merken sicherlich schon, so ganz ohne Aufwand wird so ein Umbau nicht funktionieren. Und leider finden sich weder verstellbare Küchen noch ebener Boden mal eben unterm Weihnachtsbaum. Stattdessen helfen öffentliche Stellen aus: Alle Bundesländer fördern unter bestimmten Voraussetzungen entsprechende Umbauten, zum Beispiel in Form günstiger Darlehen oder einmaliger Zuschüsse.