Herbstliche Resteküche: So gibt man Lebensmitteln eine zweite Chance
Die Hälfte aller vermeidbaren Lebensmittelabfälle in Österreich fällt in privaten Haushalten an. Zero-Waste-Spezialistin Katharina Lierzer verrät, wie mit ein bisschen gutem Willen und viel Kreativität aus alten Resten neue Schmankerl werden. Im Herbst sind Kürbis, Maroni, Rotkraut, Äpfel und Zwetschken die Stars einer fantasievollen Resteküche.
Bis zu 133 Kilogramm genießbarer Lebensmittel pro Jahr, also 360 Gramm täglich, landen in einem österreichischen Privathaushalt durchschnittlich im Müll. Neben der Vergeudung durchaus noch verwendbarer Ressourcen schmeißen die Österreicher:innen auf diese Art auch zwischen 250 und 800 Euro an finanziellem Gegenwert einfach in die Tonne. Was für eine Verschwendung!
Kreative Aha-Erlebnisse auf den Tellern
Manchmal braucht es nur ein wenig Einfallsreichtum, um Lebensmitteln eine zweite Chance zu geben. So lässt sich z.B. der Herbst-Klassiker Kürbis zur Gänze in der Küche verwenden, denn nur bei wenigen Sorten ist die Schale nicht essbar. Man muss das fasrige Fruchtfleisch nicht wegwerfen, weil man daraus eine köstliche Suppe zaubern kann. Im Ofen getrocknete Kerne machen sich hervorragend im Frühstücksmüsli. Man kann sie aber auch fein mahlen und in einen Smoothie geben.
Aus Resten von Rotkraut und in die Tage gekommenen Karotten lässt sich durch Beimengung von Maroni eine köstliche herbstliche Quiche zaubern, die die Bezeichnung Restlessen eigentlich gar nicht verdient.
Und das klassische Herbstobst wie Äpfel oder Zwetschken erwacht in einem Scheiterhaufen zu neuem Leben, wie im ersten unserer drei Rezepte für eine herbstliche Resteküche nachzulesen ist.
Viel zu schade für den Biomüll
Besonders eifrige Köch:innen verwenden beim Kochen auch Schalen, Blätter und Strunke. So lässt sich aus dem Grün von Karotten oder Radieschen köstliches Pesto machen. Kohlrabi-Blätter, die viel Magnesium und Vitamin C enthalten, können als Spinatersatz verkocht oder mit Banane, Birne und Zitrone zu einem gesunden Smoothie verarbeitet werden.
Gesund und wohlschmeckend ist auch der Brokkoli-Strunk, der allzu oft im Biomüll landet. Dabei lässt er sich, geschält, von den holzigen Bestandteilen befreit und klein geschnitten, in nahezu alle Gerichte einarbeiten, die man mit den Röschen zubereitet: Gemüsepfannen, Pasta-Gerichte, Gemüseaufläufe und natürlich Suppen. Und die Schalen von Kartoffeln verwandeln sich mit wenigen Handgriffen in knusprige, wohlschmeckende Chips (siehe unten).
Herbstliche Reste-Rezepte
Scheiterhaufen
Der süße Klassiker, der Lebensmittel rettet. Alte Semmeln und trockenes Brot leben in Kombination mit Äpfeln oder Zwetschken noch einmal auf.
Zutaten & Zubereitung
250g alte Semmeln oder Brot, 500ml Milch, 5 Äpfel oder 20 Zwetschken, 4 Eier, 50g Zucker, 2-3 EL Honig, 1 Prise Salz, 1 Pkg. Vanillezucker, Zimt, Kardamom.
- Die Semmeln/das Brot blättrig schneiden und in eine Schüssel geben.
- Eier, Milch, Zucker, Honig, Salz, Vanillezucker sowie Zimt und Kardamom verquirlen und über die Semmeln/das Brot gießen. Gut vermengen, etwa 10 Minuten ziehen lassen.
- Äpfel blättrig reiben (oder Zwetschken schneiden) und mit den restlichen Zutaten vermengen.
- Die Masse in eine Auflauf- oder Tarteform geben und bei 200 °C Ober- und Unterhitze ca. 40 Minuten lang backen.
Wer mag, kann der Semmel-/Brotmasse auch noch Rosinen beimengen. Diese können optional vorab 10 Minuten lang in etwas Rum eingeweicht werden.
Rotkraut-Schichtsalat
Herbst ist Rotkrautzeit! Und weil man einen ganzen Kopf nicht ohne weiteres aufessen kann, nimmt man die Reste in Form eines Schichtsalates am nächsten Tag mit ins Büro.
Zutaten & Zubereitung
Wahlweise die Reste gekochter Nudeln, geraspelter Karotten, Linsen, Hirse, Rote Rüben, Bohnen, etc. und natürlich Rotkraut.
- Zutaten in ein Einmachglas schichten und mit einem einfachen Dressing aus Joghurt, Balsamico, Olivenöl und etwas Salz verfeinern.
- Deckel zu – und fertig ist die simpelste, aber äußerst wohlschmeckende Art der herbstlichen Resteverwertung.
Kürbis-Omelette
Der Kürbis ist das Herbstgemüse schlechthin und schmeckt auch in der einfachsten Form, als in Scheiben geschnittener Ofenkürbis, gewürzt mit Chilisalz, Rosmarin und Olivenöl, köstlich. Wie beim Rotkraut gilt auch hier, dass er auf einmal kaum zu bewältigen ist. Das ist aber kein Problem, wenn aus den Resten an Tag 2 zum Beispiel ein Kürbis-Omelette gezaubert wird.
Zutaten & Zubereitung
350g Ofenkürbis-Reste, 4 Eier, 2 EL Milch, Pfeffer, Salz, frische Petersilie, 1 Prise Muskatnuss, Olivenöl.
- Eier, Milch, Salz, Pfeffer und Muskatnuss verquirlen, Petersilie fein hacken.
- Olivenöl in einer Pfanne erhitzen, auf mittlere Stufe stellen, die Eiermischung in die Pfanne geben und bei geschlossenem Deckel leicht anstocken lassen.
- Ofenkürbis-Schnitzel auf dem Omelett verteilen und den Deckel wieder schließen, bis das Ei ganz gestockt ist. Omelett dabei immer wieder bewegen, damit es nicht anbrennt. Wenn nötig, Temperatur niedriger drehen.
- Das fertige Omelette mit gehackter Petersilie bestreuen und heiß servieren.
Kartoffelschalen-Chips
Zubereitung
- Backrohr auf 180 bis 200 Grad vorheizen, Schalen mit der hellen Seite nach oben auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen.
- Mit etwas Öl beträufeln, salzen, pfeffern und je nach Geschmack mit Chiliflocken oder Kräutern bestreuen.
- 15 bis 20 Minuten backen, bis sie knusprig sind.
Unbedingt darauf achten, dass man die Schalen von unbehandelten Bio-Kartoffeln verwendet.
Zur Person:
Katharina Lierzer ist selbstständige Content Creatorin und Zero-Waste-Bloggerin. Auf ihrem Blog und auf Instagram teilt sie ihre Erfahrungen auf dem Weg in ein müllfreieres und nachhaltigeres Leben. Seit 2020 ist sie mit der „Soulcial Media Agentur“ als Marketing- und Social-Media-Expertin selbstständig. Die 33-Jährige lebt mit ihrem Partner und Hund Krümel in Graz.