Marie Kondo für den Kühlschrank

Lebensmittel richtig gelagert halten nicht nur besser, sondern schmecken auch länger frisch, wie Ernährungswissenschafterin Margit Fensl weiß.

Lebensmittel im Kühlschrank richtig lagern
© UNIQA | Melina Kutelas

Für alle, denen der Name Marie Kondo vielleicht nicht so geläufig ist: Das ist die japanische Ordnungsfee, die mit dem Kampfruf „Does it spark joy?“ („Bringt es Freude?“) gnadenlos alles aus Wohnräumen entfernt, das den Besitzer:innen keine Freude mehr bereitet und allen danach noch verbliebenen Dinge möglichst sinnvolle Struktur und Ordnung gibt. Stellt sich die Frage, ob das, was für Jeans, Socken oder Krimskrams gilt, auch auf Lebensmittel in Kühlschrank und Küchenkastl angewendet werden kann. Spoilerwarnung: Ja.

„Wenn man Lebensmittel optimal lagert, halten sie länger und sind der Gesundheit zuträglicher, weil sie weniger Inhaltsstoffe verlieren. Außerdem schmecken sie auch noch besser“, weiß Ernährungsexpertin Margit Fensl. Auch ist bei einem gut eingeräumten Kühlschrank die Luftzirkulation und damit die Kühlleistung im grünen Bereich, wodurch der Stromverbrauch geringer gehalten wird – ein zusätzlicher Vorteil.

Manche mögen’s kalt

Wie überall gilt auch im Kühlschrank das physikalische Prinzip: warme Luft steigt nach oben. Aus diesem Grund herrschen in den unteren Fächern tiefere Temperaturen als in den oberen Fächern oder der Kühlschranktür. Fensl: „Die Bandbreite kann sogar zwischen 0 und 14 Grad liegen.“

  • Der untere (kälteste) Bereich ist geeignet für: Leicht verderbliche Lebensmittel wie Fleisch, Fleischwaren, Fisch und Fischprodukte.
  • In der Mitte des Kühlschranks ist der Platz für: Milch, Jogurt, Topfen und andere Milchprodukte. Auch vegetarische Fleischersatzprodukte, die kein tierisches Eiweiß enthalten und daher weniger anfällig für Keime sind, können in den wärmeren Zonen des Kühlschranks lagern.
  • Ebenfalls im mittleren Teil oder in der Kühlschranktür finden sich: Angebrochene Getränke, Marmeladen, Dressings, Soßen und Tuben.
  • In den oberen Bereich gehören: Lebensmittel, die nicht so stark gekühlt werden müssen wie z.B. Käse, Butter, Margarine oder Eier sowie Speisereste und zubereitetes Essen 

Sonderfall Obst und Gemüse

Die meisten Kühlschränke besitzen ein Obst- und Gemüsefach mit einer Plastiklade. Weil der Bereich quasi abgeschlossen ist, bleiben die Temperaturen hier mit acht bis zehn Grad etwas höher. Ebenso ist die Luftfeuchtigkeit hoch, sodass Obst und Gemüse auch dadurch länger frisch und knackig bleiben.

Dennoch: „Obst und Gemüse sind ein Sonderfall“, wie Fensl weiß, „Sie kommen nicht immer in den Kühlschrank. Manche Arten sollte man besser außerhalb aufbewahren.“

Für den Kühlschrank geeignet sind:

Artischocken, Blattgemüse, Brokkoli, Chicorée, Endiviensalat, Erbsen, Gewürzkräuter (außer Basilikum), Fisolen, Karfiol, Kohl, Lauch, Karotten, Maiskolben, Pilze, Radieschen, Rettich, Rote Rüben, Salat, Salatmischungen, Sellerie, Spargel, Spinat

Äpfel (länger als 7 Tage), Marillen, Brombeeren, Erdbeeren, Feigen, Heidelbeeren, Himbeeren, Kirschen, Trauben

Für die Zimmerlagerung geeignet sind:

Basilikum (in Wasser gestellt), Gurke, Ingwer, Kartoffeln, Knoblauch, Melanzani, Paprika, Tomaten, Zucchini, Zwiebeln

Ananas, Äpfel (weniger als 7 Tage), Banane, Grapefruit, Mandarine, Mango, Orange, Papaya, Melone, Wassermelone, Zitrusfrüchte

Margit Fensls Lagerungstipps

  • Ohne Plastik: Obst/Gemüse ohne Plastikverpackung im Kühlschrank lagern. Sonst entsteht Kondenswasser und die Lebensmittel könnten schimmeln.
  • Lager-Kombination: Diese Obstarten können im Zimmer reifen und gehören dann in den Kühlschrank: Avocado, Birne, Kiwi, Nektarine, Pfirsich, Pflaumen, Zwetschken
  • Lieber nicht zusammen: Äpfel, Birnen, Nektarinen, Zwetschken und Pflaumen, aber auch Tomaten und Avocados stoßen Ethen aus – ein Reifegas, das wiederum anderes Obst und Gemüse schneller reifen lässt. Deshalb sollten sie nicht direkt neben Kiwis, Brokkoli, Kohl oder Mangos gelagert werden.

Ab ins Glas

Fensl: „Trockene Lebensmittel wie Mehl, Hülsenfrüchte, Teigwaren, getrocknete Kräuter oder Müsli lagern meist in Küchen- oder Vorratsschränken, sollten aber – sobald sie angefangen sind – in luftdichte Behältnisse aus Glas umgefüllt und mit dem jeweiligen Mindesthaltbarkeitsdatum versehen werden. Das schützt vor Befall durch Haushaltsschädlinge wie etwa Motten und hält sie länger frisch.“

Spezialfall Brot

Das Geheimnis, wie Brot möglichst lange frisch bleibt und köstlich schmeckt, besteht ebenfalls in der richtigen Lagerung. Fensl empfiehlt: „Ideal sind Brotkästen oder Brotdosen aus Holz, Keramik, oder Blech, die nicht luftdicht abschließen, damit die Luft zirkulieren kann. Verpackt man Brot in ein Plastiksackerl, kann verdunstendes Wasser nicht entweichen, die Oberfläche des Brotes wird feucht und beginnt zu schimmeln.“ Auch ist es gut, die Brotdose zumindest einmal pro Woche und am besten mit Essigwasser zu reinigen. 

Brot gehört nur in Ausnahmefällen (Hochsommer) in den Kühlschrank. Dort ist es zwar geschützt vor Schimmel, doch es verliert schneller an Feuchtigkeit sowie Geschmack und trocknet aus. Fensl: „Sollten Sie Brot für einen späteren Zeitpunkt einfrieren wollen, schneiden Sie es in Scheiben. Dann können Sie es scheibenweise wieder langsam auftauen lassen oder ganz einfach im Toaster erhitzen.“

Zusammengefasst

Richtig gelagerte Lebensmittel bleiben nicht nur länger frisch, sondern schmecken auch besser und sind bekömmlicher. Verschiedene Temperaturzonen im Kühlschrank sind für verschiedene Lebensmittel geeignet. Brot hat dort jedoch nur in Ausnahmefällen etwas verloren. 

Portrait Bild Margit Fensl
Buchautorin und Ernährungswissenschafterin Mag. Margit Fensl

Zur Person

Mag. Margit Fensl  ist Buchautorin und Ernährungswissenschafterin und zeichnet seit 15 Jahren für den Bereich Ernährung bei der größten Bio-Marke Österreichs verantwortlich. Im Jänner 2021 ist ihr jüngster Bestseller „Die Jungbrunnen-Küche: Wie du mit den Geheimnissen der Natur lange und glücklich lebst“ erschienen.

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