Kraft für die Krisenzeit

Ein neuartiges Virus hat die Welt und das Leben jedes Einzelnen in einen Ausnahmezustand versetzt. Viele Menschen sind stark verunsichert und empfinden Angst. Der Vitalpsychologe Bardia Monshi erklärt, was Angst in unserem Organismus bewirkt – und wie gut uns Entspannungsübungen tun.

Frau beim Meditieren


Was genau macht uns Menschen in Anbetracht der aktuellen Coronakrise solche Angst? Welcher Faktor ist hier ausschlaggebend?

Bardia Monshi: Der entscheidende Faktor ist der erlebte Kontrollverlust. Dieser führt dazu, dass wir mental im „Lösungs-Such-Modus“ bleiben. Dadurch entsteht ein Potenzial zur Dauerunruhe mit dem entsprechenden Anstieg an Stresshormonen wie Cortisol. Der erlebte Kontrollverlust verursacht Stress. Das gilt übrigens nicht nur für die Coronapandemie, sondern auch für andere Situationen – vom Verkehrsstau bis zu sozialen Konflikten. Tipps für weniger Stress beim Autofahren machen da durchaus Sinn.

Wie wirkt Angst sich auf den Organismus und unser Immunsystem aus?

Die Folgen sind physiologisch betrachtet der Anstieg an Stresshormonen. Der Mangel an Regeneration führt dann mental zu einer Fokusverengung und damit zum Gedankenkreisen und „Nicht-Abschalten-Können“. Es wird versucht, den unsichtbaren Feind verzweifelt in den Blick zu bekommen. Ein Teufelskreis, weil durch diese psycho-somatische Daueraktivierung das Immunsystem nachweislich geschwächt wird.

Bardia Monshi
Dr. Bardia Monshi

Bis zu welchem Grad ist Angst ein Schutzfaktor? Ab wann wird sie destruktiv?

Angst ist immer schützend, weil sie uns aktiviert und handlungsbereit macht. Die Angst ist die Erstreaktion auf ein unkontrollierbares Ereignis. Das Problem ist die Zweitreaktion, also der Bewältigungsversuch. Wenn mein Lösungsversuch auf diese Angst lautet, ich verleugne und bagatellisiere alles und nehme nichts davon ernst, dann beruhigt mich das zwar, ist aber destruktiv für mich und meine Mitmenschen. Auf der anderen Seite: Wenn ich in Panik verfalle und starr vor Angst werde, ändert sich die Gefahr auch nicht und ich verzichte darauf zu gestalten, was ich noch gestalten kann.

Das heißt, ein solcher Erstarrungszustand ist alles andere als produktiv … Was sind denn wirksame Gegenmaßnahmen gegen lähmende Ängste?

Die wichtigste Maßnahme ist, darauf zu fokussieren, was man noch immer SELBST TUN kann. Ich kann die Ausbreitung des Virus nicht kontrollieren, aber ich kann auf verschiedenen Ebenen noch immer Dinge gestalten: Offensichtlich ist, dass wir öfter und gründlich die Hände waschen und Distanz zu den Mitmenschen halten sollten. Diese Handlungen beziehen sich ja auf die konkrete Furcht einer Ansteckung. Ängste dagegen beziehen sich ja meist auf allgemeine Katastrophenfantasien, die gar nicht aktuell sind. Hier ist wichtig, sich bewusst wieder ins Hier und Jetzt zu bringen. „Was kann ich aktuell tun?“ - das ist die zentrale Frage, denn jede Krise wird Schritt für Schritt bewältigt.

In jedem Fall kann ich noch mein Immunsystem stärken, zum Beispiel durch leichte Bewegung - so lange wie erlaubt im Freien und nicht überfordernd - Sonnenlicht tanken und mentale Übungen. Eine Vielzahl an Studien hat belegt, dass Bewegung, Meditationen, Entspannungsübungen, Yoga, Powernapping – das Nickerchen – nachweislich das Immunsystem kräftigen.

Was sonst bewirken die verschiedenen Maßnahmen in Körper und Geist?

Also zunächst einmal ist wichtig, dass man Übungen findet, die einen selbst beruhigen und man diese immer wieder macht, im Sinne eines Gehirntrainings. Dafür hätten wir ja jetzt alle mehr Zeit, zumindest wenn man sich schlaflos im Bett wälzt.

Meditationen bewirken, dass wir uns mit unseren Schreckensvorstellungen und Gedanken nicht mehr so stark identifizieren. Wir lernen, diese zu beobachten, vorbei ziehen zu lassen und mehr im Hier und Jetzt zu sein.

Bei Entspannungsübungen lerne ich, gezielt körperliche Entspannung zu fördern. In hypnotherapeutischen Übungen trainiere ich meine Fähigkeit, bestehende Ressourcen, zum Beispiel förderliche Erinnerungen und Vorstellungen, zu aktivieren. Beim Powernapping schenke ich meinem Körper einfach Extra-Erholungszeit. Allen Übungen ist gemeinsam, dass sie unser Psycho-Somatik beruhigen. Dadurch werden Stresshormone wie Cortisol abgebaut, und das wiederum bewirkt, dass das Immunsystem nicht belastet wird, dadurch mehr Abwehrzellen produzieren kann und besser mit viralen Eindringlinge zurechtkommt.

Ich habe den Eindruck, dass wir durch diese Übungen nicht nur uns selbst, sondern auch den Mitmenschen Gutes tun …

Genau. In Anbetracht der Krise benötigen wir mental starke Menschen mit abwehrkräftigem Immunsystem. Es wird uns nichts anderes übrigbleiben als gemeinsam über uns hinaus zu wachsen. Und das tun wir ja bereits.

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Gut zu wissen

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