Mit Nadeln gegen Schmerzen

Schon seit tausenden Jahren wird Akupunktur angewandt, um akute oder chronische Schmerzen zu heilen oder zu lindern.

akupunktur behandlung
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Man könnte sagen, Eiszeitmann Ötzi ist der erste, uns bekannte Akupunktur-„Patient“. Finden sich am Körper der jahrtausendealten Gletscherleiche doch Tätowierungen an genau den Stellen, die auch beim Akupunktieren genadelt werden, um Rückenschmerzen zu lindern. 

Von der Hand zu weisen ist es nicht, dass bereits zu Ötzis Zeit, vor rund 5300 Jahren, sogenannte Regulationstherapien angewandt wurden, die den Körper mittels Reizen stimulieren, ein Ungleichgewicht selbst auszugleichen. Funde von Nadeln aus Stein und Knochen legen diese Vermutung ebenso nahe wie seine Tätowierungen der Akupunkturpunkte. 

Gut zu wissen

Der Begriff Regulationstherapie stammt aus der Alternativmedizin. Darunter versteht man im weitesten Sinn jede Art von Therapie, die einen „aus dem Gleichgewicht geratenen“ Organismus wieder in den Zustand des Gleichgewichts zurückbringen soll.


Auf der anderen Seite des Globus – in China – wurde Akupunktur vermutlich auch bereits vor vielen tausend Jahren angewandt und etwa im zweiten Jahrhundert vor Christus im Lehrbuch des Gelben Kaisers zum ersten Mal detailliert beschrieben. 

Meridiane öffnen und ausgleichen

„Die Akupunktur in der Traditionellen Chinesischen Medizin, TCM, basiert auf der Vorstellung von Meridianen“, erklärt Dr. Veit Macke. „Diese sind Leitbahnen im Körper, die die äußeren Schichten des Körpers durchziehen und mit den inneren Organen verbinden. Man kann sie sich wie ein dreidimensionales Netz vorstellen.“

In diesen Meridianen fließe die (Lebens-)Energie Qi. Ist ein Meridian aus physischen oder emotionalen Gründen oder durch Ursachen, die in der Lebensführung liegen – wie beispielsweise Fehlernährung – blockiert, entstehe Energiemangel oder, im Gegenteil, Energiestau. Veit Macke: „Beim Akupunktieren werden Meridiane geöffnet und dadurch Qi in Bewegung gebracht, je nachdem was gerade erforderlich ist, und der Körper animiert, das Ungleichgewicht selbst auszugleichen. Dabei werden Nadeln in definierte Akupunkturpunkte gesetzt. Das sind Punkte, über die ein Meridian besonders gut zugänglich ist.“

Insgesamt kennt die TCM rund 400 Akupunkturpunkte, unter denen einige besonders wirksam sind und daher vermehrt zum Einsatz kommen. Veit Macke: „Besonders faszinierend finde ich die sogenannten ‚Fernpunkte‘. Das sind Akupunkturpunkte an den Extremitäten, die eine besonders starke Wirkung auf einen anderen Körperbereich haben, obwohl sie von ihm weit entfernt sind. So lassen sich Zahnschmerzen etwa über Akupunkturpunkte an den Fingern behandeln oder Kopfschmerzen über Punkte an den Füßen.“

Beeinflussung des Gehirnstoffwechsels

Die westliche Medizin sieht Akupunktur als Regulationstherapie, aber dennoch kann sie ihre Wirkungsweise nicht restlos klären. Ein Erklärungsversuch besteht darin, dass durch den stimulierenden Reiz der Nadeln der Gehirnstoffwechsel beeinflusst wird und vermehrt Botenstoffe wie beispielsweise körpereigene Morphine, die schmerzstillende Wirkung haben, ausgeschüttet werden. „Eine andere Erklärung besteht darin, dass sich im Bereich der Akupunkturpunkte besonders viele Nervenfasern des Sympathikus befinden, einem Teil des autonomen Nervensystems, das wir auf diesem Weg stimulieren anregen können“, sagt Veit Macke.

Ein ziehendes Gefühl

Wer zum ersten Mal akupunktiert wird, wird vermutlich verblüfft sein, vieles andere, aber keinen Nadelstich zu spüren. Tatsächlich ist das Setzen der Nadeln kaum merkbar, maximal als kleiner Pieks. Danach wird in den meisten Fällen ein ziehendes Gefühl wahrgenommen, das oft weit in den Körper hineinstrahlt. Auch ein elektrisches Prickeln ist möglich – jedenfalls kein Schmerz, wie ihn ein Spritzen- oder Nadelphobiker fürchten mag. Veit Macke: „Je nach Indikation werden die Nadeln wenige Minuten bis zu einer halben Stunde belassen und fallweise durch Drehen stimuliert. Manchmal werden sie zusätzlich mit einer Wärmelampe leicht erwärmt, um die Wirkung zu intensivieren. Anders ist es bei Dauernadeln. Das sind winzige Metallspitzen (alternativ Kügelchen), die auf einem Pflaster angebracht sind und zusammen mit dem Pflaster für mehrere Tage auf Akupunkturpunkte – meist im Bereich des Ohres – geklebt werden.“

Rasche Wirkung bei akutem Schmerz

Speziell Dauernadeln werden häufig eingesetzt, um langanhaltende Schmerzen zu behandeln. Veit Macke: „Man kann sagen, je akuter ein Schmerz ist, desto rascher lässt er sich mit Akupunktur lösen. Ich habe etwa bei einem Hexenschuss oder verspannten Nacken immer wieder rasche Heilungen erlebt. Ist ein Schmerz chronisch, kann eine Behandlung auch langwierig sein.“

Als ausgebildeter Allgemeinmediziner und Manualtherapeut ist Veit Macke eine sorgfältige Diagnostik vor einer Akupunkturbehandlung sehr wichtig, denn er weiß: „Es geht darum, nicht nur die Auswirkungen zu behandeln, sondern auch die Ursachen, und diese können oft an einer ganz anderen Stelle liegen.“

Bei diesen Indikationen wird Akupunktur eingesetzt:

  • Kopfschmerzen & Migräne
  • Vegetative Beschwerden
  • Bluthochdruck
  • Schlafstörungen
  • Stress- und Erschöpfungssyndrome
  • Schmerzen am Bewegungsapparat
  • Rheumatische Erkrankungen
  • HNO-Erkrankungen, Allergien, Atemwegs-Probleme
  • Verdauungsprobleme
  • Reizdarmsyndrom
  • Harnwegsinfekte
  • Gynäkologische Probleme & Geburtsvorbereitung
  • Neuralgien
  • Schlaganfall-Rehabilitation


Zur Person:
Dr. Veit Macke ist (Wahl)Arzt für Allgemeinmedizin, Manualtherapie und Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) in Wien. Seine Ausbildungen hat er in Österreich, der Schweiz sowie in Chengdu und Beijing/China absolviert. 

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