Ständig kalt? So klappt das Aufwärmen!

Wenn es draußen kalt wird, können sich manche Menschen noch so dick anziehen, richtig warm wird ihnen nie. Warum manche Körper kälteempfindlicher sind als andere und wie man ihnen trotzdem richtig einheizen kann.

Person hält Tasse mit Tee in Händen

Wenn uns kalt ist, ziehen sich unsere Gefäße zusammen und weil unser Körper glaubt zu unterkühlen, geht er in die Defensive. Er versucht sich dann etwa durch Muskelzittern zu wärmen oder bildet mit der sogenannten Gänsehaut und den stehenden Haaren eine isolierende Schicht an Luftpolstern. Das sind völlig normale Reaktionen, die wir alle einmal erleben, weil uns eben allen einmal kalt ist. Was aber, wenn man wirklich immer friert? Wenn einem selbst bei 21 Grad im Büro nie wirklich warm wird?

Viele Ursachen

„Das kann viele Gründe haben“, sagt Sonja Laciny, die sich als Ärztin auf die Traditionelle Chinesische Medizin spezialisiert. Zum einen gibt es da ganz grundlegende Unterschiede: Frauen frieren zum Beispiel immer schneller als Männer, weil letztere schlicht dickere Haut und zehn bis 15 Prozent mehr natürliche Muskelmasse haben. Zum anderen gibt es aber auch Ursachen, die ständiges Frösteln als Warnsignal vorausschicken.

„Bekannterweise steckt hinter einer besonderen Kälteempfindlichkeit oft niedriger Blutdruck oder Eisenmangel, davon sind vor allem junge Frauen betroffen“, sagt Laciny. In beiden Fällen sind nämlich Kreislauf und Durchblutung verlangsamt – und schnelleres Frieren eine unmittelbare Folge. Es gibt allerdings auch Ursachen, die hormonell bedingt sind, wie etwa eine Unterfunktion der Schilddrüse, oder (und das dürfte jetzt wohl dem einen oder der anderen erschreckend bekannt vorkommen): Stress

Was uns im Alltag frieren lässt 

Wie so oft sind es die vermeintlich banalen Dinge, die unser Kälteempfinden am stärksten beeinflussen:

  • Stresshormone verengen unsere Gefäße, erhöhen den Blutdruck und lassen unsere Hände und Füße kalt werden.
  • Das viele Sitzen und der Mangel an Bewegung verschlechtern unsere Durchblutung und lassen uns frösteln.
  • Last but not least: Schlaf beeinflusst unser Kälteempfinden. Vor allem der, den wir nicht bekommen. 

Temperaturregler Schlaf 

Schlafen wir zu wenig, schüttet unser Körper nämlich noch mehr Stresshormone aus, aber nicht nur. Er bekommt auch mehr Appetit, weil er sich seine Energie anderweitig zu holen versucht, was allerdings nicht im gleichen Maße funktioniert.

Und was auch nicht richtig funktioniert, wenn man nicht schläft, sind die sogenannten Natürlichen Killerzellen, erklärt Ärztin Laciny: „Das sind weiße Blutkörperchen, die sich darum kümmern Infekte abzuwehren, allerdings nur aktiv sind, wenn wir schlafen.“  

Wer wenig schläft, erkältet sich also schneller und wird auch nicht so leicht wieder gesund. In Wechselwirkung mit ständigem Frieren verstärkt sich dieser Effekt zusätzlich. Einfach Winterschlaf zu halten reicht aber leider nicht, um gesund zu bleiben. 

Warme Ernährung 

Wärmende Suppe

„Kälte kann tatsächlich auch von innen kommen“ weiß Sonja Laciny: „Viele Menschen denken, sie würden gesund essen, kühlen ihren Körper allerdings den ganzen Winter über unbewusst aus.“ Aber wie kann das sein? 

Die Theorie der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) besagt, dass jedes Lebensmittel eine Temperatur hat. Es kann also warm oder kalt oder sogar heiß sein, wobei die tatsächliche Temperatur der Mahlzeit wenig damit zu tun hat. Wer gegen das Kaltsein allerdings wärmende Zutaten zu einer warmen Mahlzeit verarbeitet, hat schon einiges richtig gemacht, so die TCM-Medizinerin.  

Zum Frühstück empfiehlt sie warme, gekochte Haferflocken mit wärmenden Gewürzen wie etwa Zimt, Kardamom, Ingwer, Anis oder getrockneten Orangenschalen. Zu Abend gibt es idealerweise selbstgemachte Suppe, ganz egal welche: „Gemüsesuppe, Rindsuppe oder Hühnersuppe. Ideal ist, was schmeckt und Saison hat.“ Für ein bisschen extra Wärme sorgt ein bisschen untergerührter Kren, denn: „Mild scharfe Lebensmittel wie Kren, milder Chili, Knoblauch oder Zwiebel wärmen gut.“  

Rezept: Wärmende Frühstücks-Haferflocken

50g Haferflocken, kleinblättrig
100 ml Wasser 
100 ml pflanzliche Milch
1 Prise gemahlener Kardamom
1 Prise Zimt
1 Prise Salz
1-2 Datteln, fein gehackt
1 Birne

  • Haferflocken, Wasser, pflanzliche Milch, Gewürze und gehackte Datteln in einem Topf vermischen und etwa 5 Minuten auf niedriger Hitze köcheln lassen. Umrühren nicht vergessen.
  • Ist die Birne sehr reif, kann man sie am Schluss einfach noch eine Minute mitköcheln lassen. Aus unreifen Birnen empfiehlt sich ein Kompott zu machen oder sie kurz in einer Pfanne bei mittlerer Hitze anzubraten – für den Geschmack mit etwas Butter und einem Schuss Ahornsirup. 
  • Tipp: Nimmt man etwas weniger Flüssigkeit und mischt stattdessen ein oder zwei Eier unter, kann man aus der ungekochten Masse gesunde Pancakes machen. Die vermischten Haferflocken dafür einfach etwas länger stehen lassen und dann in etwas Öl braten. 

Was man im Winter eher vermeiden sollte, ist rohes Obst und Gemüse, vor allem wenn es noch nicht völlig reif ist. Denn obwohl darin viele Vitamine stecken, kühlt Rohkost den Körper eher ab, erklärt Sonja Laciny – wobei das nicht immer und nicht für jeden Menschen gilt: „Das tolle an der TCM ist, dass alles sehr individuell und genau an die Patient:innen angepasst wird. Was ich jetzt empfehle, würde ich zum Beispiel im August nicht mehr empfehlen. Und wovon ich einem Menschen abrate, das würde ich einem anderen vielleicht wieder nahelegen.“

Und während es (leider) keinen einheitlichen Leitfaden für eine gesunde Ernährung gibt, kann man sehr wohl ein paar Grundregeln befolgen, um die Kälte im Winter draußen zu lassen. „Ausreichend Schlaf, Bewegung, warme Ernährung und die richtige Kleidung. Das hört sich an wie ein Ratschlag der Großmutter, funktioniert aber super.“  Und wem trotzdem noch kalt ist, der bekommt hier noch ein paar Instant-Wärme-Tipps der TCM-Medizinerin: 

Die Zauberformel gegen das Frieren
  • Füße warm halten: Sei es mit guten Schuhen, einer Wärmeflasche oder einem warmen Fußbad. Unsere Füße warm zu halten ist wichtig, damit sich die Kälte gar nicht erst im Rest des Körpers ausbreiten kann.
  • Aktiv bleiben und Sport machen: Das hilft vor allem bei niedrigem Blutdruck, den Kreislauf wieder anzukurbeln
  • Schal tragen: Besonders der Hals und der Nacken sind sehr kälteempfindlich und haben große Auswirkungen auf den Rest des Körpers. Deshalb: gut einwickeln
  • Heiße Bäder: Wenn man wirklich durchgefroren ist, hilft am besten ein heißes Bad. Danach sollte man allerdings nicht mehr nach draußen gehen, sondern besser ins Bett.
  • Im Büro: Heizstrahler oder Wärmeflasche an den Füßen und eine Thermoskanne mit heißem Tee am Tisch, das hält auch bei wenig Bewegung warm
  • Kälte kombinieren: In Kombination mit Wärme kann Kälte auch gesund sein. Eine kalte Dusche nach der Sauna oder eine einfache Wechseldusche stärken das Immunsystem.
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Zur Person
Dr. Sonja Laciny ist Ärztin, ihr Spezialgebiet ist die Traditionelle Chinesische Medizin. Sie arbeitet im TCM-Zentrum in Wien.

Im UNIQA Podcast "gemeinsam besser leben" verrät uns Laciny Tipps, wie TCM bei Erkältungen unterstützen kann. Jetzt reinhören!

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