Erste Hilfe: Was tun im Notfall?
Die mit Abstand meisten Unfälle passieren im Haushalt und bei Freizeitaktivitäten. Rasch und richtig zu reagieren, kann im Notfall Leben retten. Wann war Ihr letzter Erste Hilfe-Kurs?
Von Zerrungen und Prellungen über Schnitt- und Schürfwunden bis hin zu Vergiftungen, Verbrühungen und Verbrennungen – die Palette möglicher Verletzungen ist groß. Auch bei Bewusstlosigkeit oder einem Herz-Kreislauf-Stillstand ist die richtige Reaktion das Um und Auf.
Art und Grad der Verletzung feststellen
Um im Notfall richtig zu handeln, muss man sich zuerst ein genaues Bild von der Verletzung machen: Welcher Art und wie groß ist sie? Blutet die Wunde? Ist sie verunreinigt? Verunreinigte Wunden werden am besten mit einem speziellen Wundreinigungsmittel versorgt. Alternativ dazu lässt man lauwarmes Wasser darüber laufen. Blutet eine Wunde stark, kann sie gestoppt werden, indem man fest draufdrückt. Unterstützend kann man aus einer sterilen, gefalteten Kompresse ein Druckverband herstellen, den man fest auf das blutende Areal drückt und mit einer Mullbinde fixiert.
Notfallcheck durchführen
Ist die verunfallte Person nicht ansprechbar, muss im Notfallcheck festgestellt werden, ob eine Bewusstlosigkeit (normale Atmung) oder ein Atem-Kreislauf-Stillstand (keine Atmung) dahintersteckt. „Zur Bewusstseinskontrolle spricht man den anderen laut an und schüttelt ihn sanft an den Schultern“, betont Dr. Denise Pajank, Allgemeinmedizinerin bei UNIQA Health Service. Reagiert der Betreffende nicht, sollte man laut um Hilfe rufen, damit jemand den Notruf durchführt und einen Defibrillator holt.
Stabile Seitenlage und Herzdruckmassage
Weiters sollte man dafür sorgen, dass die Atemwege frei sind: Man überstreckt den Kopf, legt eine Hand auf die Stirn und zieht mit der anderen das Kinn hoch. Dann sollte überprüft werden, ob eine normale Atmung wahrnehmbar ist. „Atmet der Betroffene normal, dreht man ihn in stabile Seitenlage“, informiert Pajank. Ist keine normale Atmung feststellbar, liegt ein Atem-Kreislauf-Stilstand vor - man muss sofort mit der Herzdruckmassage beginnen.
Defibrillator aktivieren
Ist ein Defibrillator verfügbar, schaltet man ihn ein und folgt den Anweisungen. Die Herzdruckmassage wird so lange durchgeführt, bis der Bewusstlose wieder normal atmet oder die Rettungskräfte eintreffen. Als Vorgabe für den idealen Rhythmus bei der Herzdruckmassage könnte der Bee Gees-Hit „Stayin´alive“ dienen.
Prellung oder Zerrung: Handeln nach der PECH-Regel
Die Maßnahmen für Ersthelfer bei einer Prellung, Zerrung oder Verstauchung lassen sich in der PECH-Regel zusammenfassen:
- Pause: Stellen Sie das betroffene Gelenk zum Beispiel mit einem Dreieckstuch ruhig.
- Eis: Kühlen Sie die betroffene Stelle zum Beispiel mit in ein Tuch gewickelte Eiswürfel.
- Compression: Legen Sie bei blutenden Wunden einen Druckverband an.
- Hochlagerung: Lagern Sie das betroffene Gelenk hoch.
Verbrennung und Verbrühung: Richtig kühlen
Sind nur kleinere Areale betroffen, kann es genügen, diese zu kühlen, indem man z. B. eine verbrühte/verbrannte Hand für zehn Minuten unter fließendes kühles Wasser hält.
Eine Rötung der Haut spricht für eine Verbrennung/Verbrühung ersten Grades.
Bilden sich Blasen, ist es eine Verbrennung/Verbrühung zweiten Grades.
Bei stärkeren oder großflächigeren Verbrennungen muss der Betreffende sofort zum Arzt oder ins Krankenhaus gebracht werden bzw. der Notruf gewählt werden.
Vergiftung und Verätzung: Wasser trinken
Bei Verdacht auf eine Vergiftung sollte man, anstatt Erbrechen herbeizuführen, Wasser nachtrinken. Ein Anruf bei der Vergiftungsinformationszentrale +43 1 406 43 43 gibt Aufschluss darüber, wie gefährlich das Geschluckte (z.B. Nagellackentferner, Putzmittel, Gartenbeere) sein kann. Problematisch ist, wenn man nicht genau weiß, was geschluckt wurde.
Auch bei Verätzungsgefahr sollte rasch Wasser nachgetrunken oder die betroffene Stelle mit Wasser gespült werden. Danach sollte man sofort ärztliche Hilfe suchen.
Erstickungsgefahr: Fremdkörper loswerden
Eine Fischgräte ist in die Luftröhre gelangt? Als Ersthelfer sollte man den Betroffenen beruhigen und dabei unterstützen, den Fremdkörper loszuwerden: Bei Erwachsenen beugt man den Oberkörper nach vorne und schlägt mit der flachen Hand auf den Rücken. Einen Säugling und ein kleines Kind kann man mit dem Kopf nach unten auf dem Oberschenkel lagern und auf den Rücken klopfen. Bleiben die Maßnahmen erfolglos, muss man umgehend die Rettung 144 rufen. Der Internationale Notruf 112 funktioniert auch, wenn das eigene Handynetz gerade nicht verfügbar ist.
Erste Hilfe-Kurs machen oder auffrischen!
Egal, um welchen Notfall es sich handelt: Ersthelfer sollten vor allem initiativ und aktiv sein und beim Patienten bleiben. Oft sind Kleinigkeiten entscheidend, um ein Menschenleben zu retten.
Deshalb empfiehlt es sich, einen Erste Hilfe-Kurs zu machen bzw. aufzufrischen. Die praktischen Übungen, die man dort macht, fördern die Sicherheit, unterstreicht Medizinerin Pajank. „Schließlich kann jeder einmal zu einer Notfallsituation kommen.“ Erste Hilfe-Kurse bieten z. B. das Rote Kreuz, die Johanniter oder der Arbeiter-Samariter-Bund an.