Die Geheimnisse lang verliebter Paare
Mindestens ein halbes Jahr lang sollte sie anhalten, die frische Liebe. Wie man Dauer und Intensität steigern kann, erzählt uns Beziehungscoach und Sexualberaterin Nicole Siller.
Glückshormone rauschen durch den Körper, Schmetterlinge flattern im Bauch, ein Dauergrinsen begleitet uns durch den Tag – typisch für frisch Verliebte. Dass diese erste Phase einer Liebesbeziehung früher oder später enden wird, wollen wir anfangs nicht wahrhaben… „Danach hängt es auch davon ab, wie sehr man bereit ist, sich aufeinander einzulassen und ob es eine liebevolle gemeinsame Basis gibt“, weiß Paartherapeutin Nicole Siller.
Selbstsicherheit (oder eben nicht), Angst vor Verletzungen und auch die Lebensphase, in der man sich gerade befindet – all das mischt mit im Cocktail unserer Liebeserfahrung. „Es ist nie zu spät, verlieben kann man sich immer. In jeder Beziehungsphase sind Hingabe und Genuss möglich, bei jungen Eltern erfordert es oft eine bewusste Entscheidung und Planung für Paar-Zeit zu zweit. Hat man Kinderkriegen und Nestbau schon hinter sich, gelingt diese Qualität selbstverständlicher!“
Liebe entwickeln lassen und erhalten
Um nach dem ersten Verliebt-Sein Liebe entstehen zu lassen und diese dann auch zu erhalten, nennt die Expertin fünf Bausteine. Wer diese lebt, tut schon viel für eine erfüllte, dauerhafte Beziehung.
1. Selbstfürsorge: Die Basis
„Die oder der andere muss und wird Sie nicht glücklich machen, Sie dürfen das selbst tun. Lebendige Beziehungen brauchen wache Menschen“, so Siller. Liebe könne besser entstehen und wachsen, wenn man sich selbst liebt, weiß, was einem auch ohne Partnerin und Partner Freude macht und dies auch regelmäßig tut.
2. Achtsamkeit: Partnerin und Partner bewusst erleben
„Versuchen Sie, die Beziehung bewusst zu leben – die/den anderen wahrzunehmen, positive und aktive Wünsche zu formulieren und diese auch bei Partnerin und Partner zu hören“, plädiert die Expertin für mehr Achtsamkeit. Wenn man sich eine lebendige Partnerschaft wünscht, dürfe man nicht ans Vermeiden denken und Vorwürfe machen, sondern mehr an die ersten Schritte, die man selbst aktiv dazu beitragen kann.
3. Erwartungen: Die Paar-Schnittmenge pflegen
Siller nimmt hier Anleihe an der Mengenlehre: „Wenn man sich zwei Menschen als jeweils einen Kreis vorstellt, so sind diese in der ersten Verliebtheit oft ineinander verschmolzen. In weiterer Folge kommt es dann zu einer Überlappung der beiden Kreise.“ Die Schnittmenge sei mal größer, mal kleiner, je nach Lebensphase und Herausforderungen rundherum. Diese müsse man wie einen Garten miteinander pflegen: Bedürfnisse klären, gemeinsame Interessen entwickeln und sich dabei auch wirklich trauen, sich aufeinander einzulassen, neugierig aufeinander bleiben.
4. Wertschätzung: Freude mitteilen
Erwartungen an die Partnerin oder den Partner nehmen tendenziell mit der Zeit zu. Wenn sie nicht erfüllt werden, dämpft das die Liebeshormone. „Man darf wünschen und vor allem auch Fragen stellen, ob etwas für den anderen passen könnte. Besonders gut wirkt jedoch positives Feedback. Sagen Sie, wenn Ihnen etwas gutgetan hat. Wenn Sie etwas genossen haben, anstatt Mängel zu beschreiben. Das befeuert das Schöne“, rät die Expertin.
5. Sexualität: Lusttermine vereinbaren
Wenn der erste Hormonrausch nachlässt, funktioniert auch der Sex oft nicht mehr so selbstverständlich von alleine. Hier empfiehlt Siller, sich bewusst dafür zu entscheiden, Sexualität als wesentlichen Faktor für eine gute Beziehung erhalten zu wollen. Dies könne man etwa über regelmäßig vereinbarte „Lusttermine“ machen, bei denen man sich Zeit für etwas gemeinsames Freudiges nimmt. Das kann dann auch gut körperlichen Entdeckungsreisen des anderen führen.
Zur Person:
Nicole Siller arbeitet als Beziehungscoach und Sexualberaterin virtuell und in ihrer "Praxis lebendich" in Wien. Sie ist Dipl. Psychologische Beraterin, Klinische Sexologin, Systemischer Coach, Mediatorin. Alles über ihr Angebot, ihr Buch „Finde deine Lust!", ihren Podcast „Sex & Essen“ finden Sie auf lebendich.at. Buchtipp: Nicole Siller: „Die Sexualität als Paar lustvoll beleben“. Alle Infos dazu hier.