Hormone im Einklang:
Kleine Stoffe, große Wirkung
Hormone steuern so gut wie alle Prozesse im Körper und wirken sich außerdem auf die Psyche aus. Während großer Hormonumstellungen, wie im Wechsel, ist also besonders viel Selbstfürsorge angesagt. Und manchmal auch Hilfe von außen.
Es gibt kein Leben ohne Hormone“, fasst Frauenärztin Dr. Liliana Grabner die Wichtigkeit unseres Hormonsystems zusammen und ergänzt: „Jede Funktion des Körpers ist auch vom Hormonsystem abhängig“. Produziert werden diese lebenswichtigen biochemischen Botenstoffe in speziellen Drüsen, von wo aus sie im Blut zu den Organen transportiert werden. Dort steuern sie deren Funktionen.
So regeln zum Beispiel Schilddrüsenhormone den Energiehaushalt und regen verschiedene Stoffwechselvorgänge an. Gleichzeitig wirken die einzelnen Hormone zusammen und reagieren jeweils aufeinander. Auch unsere Stimmung und unser Verhalten werden durch Hormone beeinflusst. „Das kennt wahrscheinlich jede Frau: In der ersten Zyklushälfte, die von Östrogen dominiert wird, sind wir glücklich und lustvoll. Das ändert sich jedoch gravierend nach dem Eisprung, wenn das Östrogen absinkt und Progesteron dominiert. All das beeinflusst unseren Alltag und unser Verhalten im Umgang mit anderen Menschen“, weiß die Frauenärztin aus ihrem Praxisalltag. Der Hormonhaushalt ist ein fein abgestimmtes Zusammenspiel einzelner Komponenten. Große Veränderungen können sich daher auch deutlich auf viele verschiedene Bereiche auswirken. Und von diesen großen Veränderungen gibt es im Leben einer Frau mindestens zwei, wenn sie Kinder bekommt, sogar drei.
Drei große Hormonumstellungen bei Frauen
Die erste davon ist die Pubertät. „Nun stimulieren Hormone aus der Hypophyse die Eierstöcke, die damit beginnen, Östrogen und Progesteron zu bilden“, erklärt Grabner. Diese beiden Hormone sorgen unter anderem dafür, dass sich die typisch weibliche Körperform ausbildet. Ab jetzt dominieren Östrogen und Progesteron das Leben einer Frau.
Eine weitere große Veränderung geschieht im Falle einer Schwangerschaft. „Da haben wir so hohe Östrogenspiegel wie sonst nie im Leben. Das Glückshormon Östrogen macht uns geschmeidig, weich, zufrieden und euphorisch. Mit der Geburt rauscht der Pegel aber in den Keller, was für den typischen Babyblues verantwortlich ist“, erklärt die Frauenärztin.
Wenn schließlich der Körper ans Ende seiner reproduktiven Phase kommt und nicht mehr ausreichend Östrogen und Progesteron produziert, sei das eine weitere massive Veränderung im Leben einer Frau. „Das ist eine Phase, in der sich der Körper wieder neu organisiert“, erklärt Grabner. „Es gibt Frauen, die fast beschwerdefrei durch den Wechsel kommen, andere wiederum haben große Probleme, die auch behandelt werden sollten.“
Selbstfürsorge und Unterstützung
Die ärztliche Behandlung von Wechselbeschwerden erfolgt häufig mit bioidenten Hormonen. „Mit einer Kombination aus Östrogen und Progesteron kann man Beschwerden lindern und der Patientin Gutes für ihre Gesamtgesundheit tun“, weiß Grabner. Daneben kann jede Frau auch selbst gut für sich sorgen: „Gesunde Ernährung und regelmäßiger Sport haben einen hohen Stellenwert im Wechsel. Das fördert die Knochengesundheit und ist auch für das psychische Wohlbefinden wichtig.“
Zur Person
Dr. Liliana Grabner, MHBA ist Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in der Privatklinik Goldenes Kreuz.