Trendsport Parkour

Als in den späten 80ern eine Gruppe Jugendlicher in den Pariser Vororten Lisses und Evry begann, Bewegung neu zu erfinden, wusste noch niemand, was daraus einmal werden sollte. Heute hat Parkour eine weltweit wachsende Community ­– und ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Mann springt über Gebäude
(c) Laszlo Roth, skillful

„Die Grundidee von Parkour war, seinen eigenen, möglichst effizienten Weg von A nach B zu finden – ungeachtet der vorgesehenen Wege. Auszubrechen aus der Tristesse, der glatten städtischen Architektur. Mittels eigener Körperkraft werden so Hindernisse wie Zäune, Bänke oder Mauern überwunden. Doch über die Jahre hinweg hat sich die Sportart weiterentwickelt. Mittlerweile geht es mehr darum, sich mit einer Umgebung auf kreative und spielerische Art auseinanderzusetzen und eigene Bewegungsideen auf die Umwelt zu übertragen“, erklärt Patrik Stanic seine Leidenschaft. Er ist Mitgründer von RAW Movement, einem Verein, der Kurse, Workshops und Einzeltrainings für Parkour-Interessierte anbietet.

Sport als urbane Kultur

Die Parkour-Athleten springen und klettern primär im urbanen Raum und lassen sich in ihren Bewegungen auch von tänzerischen oder akrobatischen Elementen aus anderen Sportarten beeinflussen. „Im Grunde ist es ein Lifestyle. Es gibt eine internationale Szene, die durch die regional unterschiedlichen architektonischen Gegebenheiten ihren eigenen Stil entwickelt hat. Sie vernetzen sich untereinander und nehmen jeden herzlich auf, der im jeweiligen Land zu Besuch ist“, schwärmt Stanic.

Warum so viele junge Menschen (primär männlichen Geschlechts) von diesem Sport fasziniert sind, erklärt der Trainer so: „Freerunning, wie Parkour auch bezeichnet werden kann, fordert ein breites Spektrum an körperlichen und geistigen Fähigkeiten: Man muss sich mental vorbereiten, Kraft effizient einsetzen und kreative Lösungen für das Überwinden von Hindernissen finden. Diese Kombination erfordert viel Geschick und in diesem Prozess setzt man sich dabei völlig neu mit seiner Umgebung auseinander.“

Wichtig ist hier dann äußerste Ruhe zu bewahren und sich dem Moment völlig hinzugeben. Hier liegt vermutlich auch der größte Reiz des Sports. Wer auf der Suche nach Adrenalin ist, ist hier leider fehl am Platz. Verletzungen pro 1000 Trainingsstunden sind hier kleiner als beim Fußball.

Mann betreibt Freerunning

Freerunning. (c) Laszlo Roth, skillful

Über Bänke springen ist alterslos


Auch wenn der Kern der Parkour-Athleten zwischen 12 und 30 Jahren alt ist, so könne man grundsätzlich in jedem Alter beginnen. Die Kurse bei RAW-Movement werden für Kinder ab 6 Jahren angeboten, 48 Jahre ist der älteste Freerunner/Parkour-Athlet. „Es werden in manchen Ländern sogar Kurse für Pensionistinnen und Pensionisten in Seniorenheimen angeboten. Dabei geht es dann mehr um die Überwindung der Hindernisse, die im täglichen Alltag vorkommen“, freut sich Stanic über den praktischen Nutzen der Sportart.

Ein weiteres Einsatzgebiet sind Team-Building-Workshops. Bei diesen erhalten Teilnehmerinnen und Teilnehmer bestimmte Challenges, wie etwa das gemeinsame Überwinden von Mauern, die zu hoch sind, um sie alleine erklimmen zu können. „Bewegungsaufgaben können oft gemeinsam besser gelöst werden. Aber auch der individuelle Prozess, die Aufgabe, vor der jede einzelne Person steht, hat etwas Verbindendes.“

Egal ob man nun nach physischen und mentalen Herausforderungen sucht oder Spaß an einem gemeinschaftlichen Training hat, Parkour und Freerunning bietet diese Möglichkeiten.   

Zur Person: 
Patrik Stanic ist seit 2010 Parkour-Sportler. Er ist Mitgründer des Vereins RAW Movement und gibt in verschiedenen Kursen seine Leidenschaft für Freerunning weiter.

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