Aufguss bitte!

Biosauna, Hamam oder Infrarot – Schwitzen lässt sich in der kalten Jahreszeit auf ganz unterschiedliche Weise. Aber welchen Nutzen hat das heiße Vergnügen sonst noch für uns?

Person mit hellem Bademantel

Egal für welche Form des Saunabadens wir uns entscheiden, das Geheimnis der gesundheitsfördernden Wirkung ist der Wechsel von Warm- und Kaltreizen. Die starke Wärme veranlasst unseren Körper zu einer Erweiterung der Blutgefäße der Haut und zu kräftigem Schwitzen. Und obwohl der Schweiß die Haut kühlt, steigt die Temperatur im Körperinneren um etwa ein Grad und in der Haut um zirka zehn Grad an. Die Bildung von Abwehrstoffen gegen Infekte wird dadurch gefördert. Beim raschen Abkühlen danach werden die erhöhten Körpertemperaturen wieder auf die Ausgangswerte abgesenkt, wodurch die Blutgefäße regelrecht trainiert werden.

Saunieren aber richtig

UNIQA VitalCoach Regina Binder verrät uns, wie ein optimales Saunaerlebnis ablaufen kann:

  • Vor der Sauna duschen und abtrocknen, damit man leichter schwitzt
  • Erster Saunagang: Zuerst ca. 8-10 Minuten vor dem Aufguss in der Saunakammer vorschwitzen. Je höher man sitzt, desto höher die Temperatur. Als Anfänger eher in der unteren oder mittleren Reihe beginnen und im Sitzen saunieren, damit einem beim Aufstehen nicht schwindlig wird. Jetzt kann aufgegossen werden.
  • Die Abkühlphase: Nach dem Aufguss bald die Sauna verlassen und eine sogenannte Luftdusche nehmen, dh. sich etwa 10 Minuten oder so lange wie man in der Sauna verbracht hat an der frischen Luft bewegen. Das ist für den Kreislauf besser als sofort ins eiskalte Wasser zu springen. Erst nach der Luftdusche erfolgt dann das Abkühlen mit Wasser. Am schonendsten beginnt man mit kalten Güssen an den Extremitäten, zuerst die Füße und Beine danach über die Arme Richtung Herz. Alternativ kann man auch ins Tauchbecken gehen (nicht bei Herzleiden!). Durch den Kältereiz steigt der Blutdruck und der Kreislauf kommt in Schwung. Nur wenn die Abkühlung stark genug ist, entsteht auch gesundheitsfördernder Nutzen.
  • Die Ruhephase: Nach der Abkühlung ausreichend trinken: (Mineral)Wasser, verdünnte Fruchtsäfte oder (verdünnte) Buttermilch. Danach unbedingt ausruhen. Mindestens so lange wie der Saunagang mit Abkühlung gedauert hat. Erst wenn man sich wieder fit fühlt, den nächsten Saunagang starten.
  • Drei Saunagänge sind ausreichend

"Schon mit einem Saunabesuch pro Woche wird das Immunsystem geboostet", erklärt Binder. "Wer sich gesund fühlt, darf die Sauna auch gerne öfter besuchen, das Herz-Kreislaufsystem wird sich freuen. Bei einem täglichen Saunabesuch reicht jedoch ein Durchgang aus."

Soft facts nicht vergessen

Sauna ist allerdings nicht gleich Sauna (siehe Kasten unten). Die verschiedenen Arten des Schwitzens unterscheiden sich jedoch nicht nur in den "harten" Fakten, sprich Temperatur und (Luft)Feuchtigkeit, sondern auch anhand "weicher" Faktoren. Regina Binder empfiehlt uns bei der Auswahl der Sauna mit Bedacht zu wählen, denn auch der "Charakter" spiele eine Rolle beim Entspannen: „Rennt der Schmäh“ oder möchte man sich beim geführten Meditationsaufguss entspannen, möchte man seine Ruhe haben oder die Sauna sogar nutzen, um Kontakte zu knüpfen.“

Dos und Don'ts

Egal, für welche Saunaart wir uns entscheiden, diese zehn Saunaregeln sind allgemein gültig, wie Saunaprofi Binder weiß: 

  1. Sauna ist kein „Kinderspiel“, weil der kindliche Organismus viel empfindlicher ist. Daher frühestens ab vier Jahren (in privaten Saunen!) kurze Saunagänge machen bei einer Maximaltemperatur von 75 Grad. Ein Saunagang reicht, danach langsam abkühlen und viel trinken. Wenn ein Kind aus der Saunakammer hinaus möchte, sollte es keinesfalls zum Durchhalten überredet werden!

  2. Kein Saunieren bei Nierenproblemen oder akuten Infekten. Vorsicht bei jeglichen Herzkreislauferkrankungen und Schwindelneigung.

  3. Bei Hautproblemen (Neurodermitis, Schuppenflechte) kann sich die Sauna positiv auswirken, aber auf eine gute Pflege danach achten. Mit Hautpilz sollten wir nicht in eine öffentliche Sauna gehen, um die Ansteckung unserer Mitmenschen zu verhindern.

  4. Nicht mit vollem Magen in die Sauna gehen, unser Körper ist dann mit Verdauen beschäftigt, wodurch es für unseren Kreislauf zu viel werden könnte.

  5. Aus Hygienegründen Badebekleidung ablegen und vor und nach dem Gang ins Tauchbecken duschen. Wer ungern nackt ist, kann einen Saunakilt tragen. Auch Badeschlapfen vor der Sauna abstellen. Schmuck, Uhren und Brillen abnehmen, weil sie sehr heiß werden. 

  6. Immer ein Saunatuch verwenden (am besten zweifarbig) damit wir bei mehreren Saunabesuchen jedes Mal die gleiche Seite auf das Holz legen.

  7. Abstand zu anderen Saunagästen halten und nicht starren.

  8. Saunatüren immer schließen - auch aus Energiespargründen.

  9. Die Saunakammer sofort verlassen, falls uns beim Aufguss schwindlig oder übel wird.

  10. Keine Handytelefonate in den Ruhezonen. 

Saunieren aber nachhaltig

Zugegeben, eine Sauna ist eine durchaus energieintensive Angelegenheit. Dennoch gibt es ein paar Aspekte, bei denen man auf Nachhaltigkeit setzen kann.

  • Wer daheim eine Saunakammer bauen lässt, kann auf zertifiziertes Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft setzen. Auch giftige Klebstoffe und Lacke gehören nicht zum gesunden Vergnügen.
  • Die Saunakammer gut isolieren
  • Die Energie für die Sauna mittels Wärmepumpe oder erneuerbaren Quellen erzeugen
  • Infrarot oder Biosauna verbraucht weniger Energie als eine finnische Sauna
  • Die Sauna nicht stundenlang vorheizen, sondern sofort nach dem Aufheizen nutzen
  • Nicht nur allein verwenden, sondern zusammen mit Familie oder Freunden
  • Auf Bioqualität beim Zubehör achten (Saunatücher, Schaffel, Bürsten etc.).
  • Die Sauna regelmäßig und gut reinigen, z.B. Kalkablagerungen auf dem Saunaofen entfernen.

Thermalvergnügen daheim

„Wenn man daheim keine Sauna hat und eine öffentliche Sauna meiden möchte, kann man mit Wechselduschen Kalt-Warm-Reize setzen und so Kreislauf und Immunsystem trainieren. Dabei mit einer heißen Dusche den Körper gut aufwärmen und danach so kalt wie möglich duschen. Dies einige Male im Wechsel, und mit der kalten Dusche enden. Alternativ kann ein warmes Fußbad die Durchblutung in den Beinen stärken und gleichzeitig entspannend wirken. Aber auch hier gilt es bei Herzleiden vorsichtig zu sein und besser ansteigende Fußbäder zu machen“, empfiehlt UNIQA VitalCoach Binder. 

Regina Binder © UNIQA
Regina Binder © UNIQA

Zur Person:

Regina Binder betrieb ursprünglich Orientierungslauf und ist dem Laufsport auch immer treu geblieben. Seit über 20 Jahren ist sie als UNIQA VitalCoach tätig. Sie liebt es, andere Menschen zur Bewegung zu motivieren. Am liebsten verwendet sie das Koordinative Kraftausdauertraining und die HIIT-Methode. Wenn es die Zeit zulässt, trifft man sie vorrangig auf den Bergen: Im Sommer beim Wandern oder auf einem Klettersteig (trotz Höhenangst) und im Winter beim Schifahren oder Tourengehen. 

Was ist was?
  • Finnische Sauna: Die „klassische“ Form der Sauna aus Massivholz und mit Sitzbänken in unterschiedlicher Höhe. Heißeste aller Saunaarten mit Temperaturen von etwa 90-100 Grad und geringer Luftfeuchtigkeit. Hitzequelle ist ein Steinofen, auf den Wasser gegossen wird, wodurch die Temperatur zusätzlich steigt.
  • Biosauna / Sanarium: Ebenfalls aus Holz, mit geringerer Temperatur (45-60 Grad) und höherer Luftfeuchtigkeit (bis zu 55 Prozent), sodass man hier längere Zeit verbringen kann. Geeignet für wärmeempfindliche Menschen oder bei Bluthochdruck. 
  • Infrarotsauna: Das Schwitzen in der Infrarotkabine entsteht nicht durch externe Hitze. Infrarotstrahlen aus Paneelen an den Wänden wärmen hier den Körper von innen heraus, was ebenso schonend für den Kreislauf wie gut fürs Immunsystem ist. Die Temperaturen liegen bei 30-60 Grad, die Luftfeuchtigkeit bei 40-45 Prozent.
  • Tepidarium: Dieser Wärmeraum, in dem die Wände beheizt sind, ist eine Erfindung der Römer. Bei Temperaturen um 40 Grad und einer geringen Luftfeuchtigkeit ist ein längerer Aufenthalt möglich.
  • Römisches Dampfbad: Schon in der Antike beliebt. Milde Temperaturen (40-50 Grad) aber hohe Luftfeuchtigkeit. Dadurch wird der Kreislauf schonend angeregt, auch ist der Wasserdampf gut für Menschen mit Atemwegserkrankungen und reinigt zusätzlich die Poren. 
  • Banja: Die russische Version des Dampfbades mit Temperaturen von ca. 60 Grad und Luftfeuchtigkeit von fast 100 Prozent. Neben dem Schwitzraum gibt es auch einen Wasch- und einen Ruheraum. 
  • Hamam: Die orientalische Version des Dampfbades, bestehend aus mehreren Räumen mit unterschiedlichen Temperaturen. Nach einer Reinigung im ersten Raum, entspannt man sich im Dampfbad bei ca. 40 Grad, im nächsten Raum werden mit Massagen und Peelings die Poren geöffnet, bevor man im kühleren Ruheraum rastet.

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