Winteraktivitäten abseits der Schneekanonen
Zwei Brettln, ein g’führiger Schnee – viele Jahrzehnte die dominierende Vorstellung von Spaß und Sport im Winter. Doch mit verändertem ökologischen Bewusstsein rücken zunehmend alternative, umweltschonendere Aktivitäten in den Vordergrund. Ob sportlich oder eher meditativ – raus sollten wir trotz Kälte unbedingt, weil Bewegung und frische Luft Körper und Geist guttun.
Wenn die Tage kürzer werden und sich die Sonne nicht nur rar macht, sondern auch weniger Lichtintensität spendet, gibt es nicht wenige Menschen, die für ein paar Monate gerne Bären wären und sich in einen langen Winterschlaf zurückziehen möchten. Die Wissenschaft weiß, dass das auch damit zu tun hat, dass in der „dunklen Jahreszeit“ die Produktion des Glückshormons Serotonin zurückfährt und das „Schlafhormon“ Melatonin dominanter wird. Das klassische Skifahren ist also nicht nur sportliches Vergnügen, sondern auch ein wirksames Gegenmittel gegen die winterliche Hormonumstellung.
Aus ökologischen, aber auch finanziellen Gründen suchen mittlerweile allerdings immer mehr Menschen nach Alternativen zu den großteils aus Schneekanonen präparierten Skipisten – und können dabei fündig werden, ohne Abstriche bei sportlichem Ehrgeiz, Naturerleben und gesundheitsförderndem Bewegungsdrang machen zu müssen.
Natur schauen entspannt und baut Stress ab
Die klassischen Alternativen boomen ja schon lange. Skitouren sind längst nicht mehr die Domäne leicht verschrobener Bergabenteurer, sondern eine Alternative mit Suchtpotenzial für sehr viele Skifreund:innen, die den Pisten-Autobahnen nichts (mehr) abgewinnen können. Das Langlaufen hat seit geraumer Zeit den Geruch einer „Alte-Leute-Sportart“ verloren. In ihrer Masterarbeit an der Universität Graz zum Thema „Wintersportwoche einmal anders“ empfiehlt Barbara Stöglehner sogar, diese Sportart in den Schulbetrieb zu integrieren. Dabei erwähnt sie einen Aspekt, der für viele „Slow-Winter-Aktivitäten“ gilt: „Für gestresste Menschen ist schon das Betrachten der Natur Grund genug, sich emotional besser zu fühlen und negative Gefühle zu reduzieren.“
Sportwissenschaftlerin und UNIQA VitalCoach Barbara Schagerl-Müllner, bringt das auf den Punkt: „Sich in der Natur bewegen und dabei nicht nur die Leistung im Fokus zu haben, ist gerade im Winter ein großes Geschenk. Die eigene Bewegung zu spüren, die Atmung, Sonne, Wind, Kälte, frische Luft und die oft sehr reduzierten Geräusche gerade im Winter sinnlich wahrzunehmen, das tut dem Körper gut und klärt den Geist.“
Vom winterlichen Fackelwandern bis zum Eisbaden
Um das zu erreichen, weiß Schagerl-Müllner, gibt es zahlreiche Alternativen zum traditionellen Skifahren. Neben Tourengehen und Langlaufen empfiehlt sie vor allem das Winterwandern, sei es mit Schneeschuhen oder ganz klassisch. Allein im Nationalpark Hohe Tauern stehen über 400 Kilometer Wanderwege zur Verfügung: „Im Winter bietet die Natur reduzierte Eindrücke, diese aber dafür umso intensiver“.
Man kann es dabei sportlich anlegen wie bei Schneeschuhwanderungen im Gebirge, oder ganz gemütlich wie bei Pferde- oder Husky-Schlittenfahrten. Für Spaß beim Rodeln braucht es auch keine präparierten Bahnen. Zugefrorene Seen bieten sich zum Eislaufen oder Eisstockschießen an, und bei manchen alternativen Angeboten kommt ein fast meditativer Charakter ins Spiel. So beim nächtlichen Fackelwandern am Pillersee in Tirol oder beim Eisbaden, das für den Salzburger Wild-Swimming-Pionier Hans-Jörg Ransmayr nicht nur gesundheitliche Vorteile birgt: „Das ist ideal gegen den Winter-Blues“, sagt der Mann, der regelmäßig und als Tourguide auch professionell in nur vier Grad kaltem Wasser schwimmen geht. Das sollte man als weniger abgehärteter Mensch aber nicht ohne vorhergehende gesundheitliche Abklärung machen.
Barbara Schagerl-Müllner fasst zusammen: „Dosiertes Ausdauertraining im Winter, egal in welcher Form, verbessert alle Körperfunktionen und beeinflusst die Gehirnchemie positiv. Und es hilft im Zusammenhang mit den Eindrücken, die eine unversehrte Winternatur bietet, Stress loszuwerden.“
Von Husky-Schlittenfahrten über Fackel-Winterwanderungen bis hin zum Eisbaden reicht das Angebot an Winteraktivitäten abseits von präparierten Skipisten. Das Passende zu finden, ist eine Frage der individuellen Vorlieben und der körperlichen Fitness. Für alle aber gilt: Im Winter an die frische Luft zu gehen, dient der körperlichen Gesundheit und hebt den Stimmungspegel. Also raus aus der beheizten Komfortzone und hinein in die Natur, die im Winter besonders viel zu bieten hat – wenn man seinen Sinnen freien Lauf lässt.
Zur Person:
Mag.a. Barbara Schagerl-Müllner arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Trainerin und Coach im Gesundheits- und Vorsorgebereich. Die studierte Sportwissenschaftlerin, Ski- und Yogalehrerin arbeitet unter anderem auch als UNIQA VitalCoach. Ihre Devise lautet: Lebensfreude, Kraft und Energie lassen sich durch Bewegung und die Verbindung mit der Natur gewinnen.