Impfschutz auf Reisen
Urlaub in Sicht? Vor der ersehnten Reise sollte rechtzeitig an den Impfschutz gedacht werden.
Roadtrip oder All inclusive
„So wie man sich über die politische Situation in einem Reiseland informiert, sollte man sich auch anschauen, welche Krankheiten in diesem Land auftreten“, bestätigt die Reisemedizinerin Ursula Hollenstein. Zugleich beruhigt sie: „Zu viel Impfen ist ebenfalls nicht nötig. Wenn ich etwa in ein Land fahre, um einen All Inclusive Urlaub in einem abgeschlossenen Ressort zu machen, brauche ich keine Reiseimpfung gegen eine spezielle Krankheit, selbst wenn diese vielleicht in einem anderen Landesteil auftritt. Anders schaut es bei Rund- oder Abenteuerreisen vor allem in abgelegene Gegenden ohne gute medizinische Versorgung aus. In diesem Fall sollte ich mich natürlich mit einer Impfung schützen.“
Standardimpfungen auffrischen
Impfungen sind immer individuell und ein Impfschema sollte daher auch stets individuell auf Patient:innen zugeschnitten sein. Vor Reiseantritt ist es aber sinnvoll, in einem ersten Schritt zusammen mit einem:einer Reisemediziner:in einen Blick in den Impfpass zu werfen und zu überprüfen, wie es mit den eigenen Standardimpfungen aussieht. Hollenstein: „Manche Erkrankungen wie zum Beispiel Tetanus kommen in Österreich ebenso vor wie in anderen Erdteilen. Weshalb der Impfschutz generell aktuell sein sollte.“
Manche Immunisierungen benötigen mehrere Teilimpfungen, bis der komplette Impfschutz erreicht ist. Das betrifft beispielsweise auch den wichtigen Schutz gegen Hepatitis A und B. „Bei solchen Impfungen ist es ratsam, sechs Wochen vor Reiseantritt die Erstimpfung zu machen, damit man rechtzeitig vor Reiseantritt damit fertig ist“, empfiehlt Hollenstein. „Aber auch bei einem Spontantrip ist es sinnvoll, den eigenen Impfstatus checken zu lassen, es gibt viele Impfungen, die nur aufgefrischt werden müssen oder die nur aus einer Dosis bestehen und die auch bei baldigem Reiseantritt noch möglich sind“, so die Reisemedizinerin.
Spezialfall Malaria
Eine der wichtigsten Tropenkrankheiten ist Malaria, die im schlimmsten Fall tödlich verlaufen kann. Eine Malariaimpfung existiert für Reisende (noch) nicht; Schutz vor Erkrankung bzw. schwerem Verlauf bieten Medikamente, die entweder prophylaktisch (vorbeugend) oder im Erkrankungsfall eingenommen werden. Was aber ist sinnvoller: eine Prophylaxe oder eine sogenannte „Standby-Medikation“? Hollenstein: „Wir halten uns bei unserer Empfehlung an die Richtlinien der tropenmedizinischen Gesellschaft in Deutschland. Abhängig vom Ausmaß des Risikos in einem Reiseland ist mal die eine, mal die andere Vorgangsweise besser. Reise ich in ein Gebiet mit hohem Malariarisiko, ist eine vorbeugende Einnahme von Medikamenten dringend empfohlen. Bin ich dagegen in einem Land mit einem niedrigen Malariarisiko, kann man durchaus auch die Notfalls-Selbstbehandlung machen, also ein Notfallmedikament mitnehmen. In beiden Fällen gilt, sich vorher genau zu erkundigen, wann und wie man diese Medikamente nehmen soll.“
Irrtümer und Vorurteile
Rund um Reiseimpfungen und -erkrankungen sieht sich die Tropenmedizinerin immer wieder mit Irrtümern und Vorurteilen konfrontiert: „Gerade bei Malaria ist das oft der Fall. Etwa das Vorurteil, dass Malariamedikamente giftig und schädlich sind oder dass man immun ist, wenn man Malaria einmal gehabt hat.“ Was bei dem vorbeugenden Schutz vor Malaria und Co. häufig vergessen werde sei, dass es auch zahlreiche sexuell übertragbare Krankheiten gibt, gegen die keine Impfung schützt, wie zum Beispiel HIV, Syphilis oder Gonorrhoe. Mit einer Impfung gegen Typhus oder Denguefieber ist es also nicht getan, um gesund aus dem Urlaub wieder zurückzukehren.“
Zur Person
Univ. Doz. Dr. Ursula Hollenstein ist Fachärztin für Innere Medizin mit dem Zusatzfach für Infektiologie und Tropenmedizin. Zusammen mit Dr. Georg Stühlinger berät sie als „Traveldoc“ vor Reisen in Risikogebiete, erstellt individuelle, situationsangepasste Impfpläne und unterstützt auch bei der Zusammenstellung der Reiseapotheke.