Europa mit dem Fahrrad erkunden: die 5 schönsten Touren
Keine Frage, es ist Geschmackssache. Die einen lieben es steil bergan und von Gipfel zu Gipfel, andere gleiten lieber auf ebenem Terrain und nicht zu weit weg vom Ruhepuls. Wir wagen es trotzdem und treffen eine Auswahl. Denn diese fünf zählen zu den schönsten und interessantesten Routen auf dem Kontinent.
1. Loire-Radweg (Frankreich): 700 bis 900 Kilometer
Es ist die längste unserer Top-5-Routen in Europa, aber gleichzeitig auch die familienfreundlichste. Denn auf der gesamten Strecke von Cuffy am Oberlauf der Loire bis ins Hafenstädtchen Saint-Brévin-les-Pins an der Atlantikküste sind nur 190 Meter Höhendifferenz zu bewältigen. Um den gesamten Loire-Radweg, der sich je nach Routenwahl auf 700 bis 900 Kilometer erstreckt, in einem Stück zu bewältigen, braucht man aber viel Zeit und Ausdauer. Und bei fast 1000 Kilometer im Sattel ist auch Sitzfleisch gefragt.
Zeit sollte man sich bei dieser Tour im Herzen Frankreichs auf jeden Fall nehmen, auch wenn man nur kürzere Etappen wählt wie von Blois ins mittelalterliche Städtchen Saumur (178 Kilometer). Denn es gibt so viel zu sehen, wenn man dem Lauf eines der letzten wilden Flüsse Europas und des längsten Flusses Frankreichs folgt. Von der Porzellanmanufaktur in Nevers über die Stadt Orléans am nördlichsten Punkt der Loire bis hin zum „Garten Frankreichs“ dem Tal der Loire mit seinen berühmten Schlössern wie Chambord, Chenonceau oder d’Azay-le-Rideau. Von der Altstadt von Tours über Saumur, die „Perle des Anjou“, bis zu den Städten Angers und Nantes. Wenn die Loire in den Atlantik mündet, hat man es geschafft und sich sein Getränk in einer gemütlichen Hafenbar in Saint-Brévin-les-Pins oder Saint-Nazaire redlich verdient.
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2. Kattegattleden (Schweden): 395 Kilometer
Diese Route von Helsingborg nach Göteborg entlang der schwedischen Westküste hat sich schon einmal den Titel „Route des Jahres“ geholt. Tatsächlich zählen die knapp 400 Kilometer von der einst von Seefahrern so gefürchteten Meerenge zwischen Dänemark und Schweden, dem Kattegatt, bis hinauf nach Göteborg für Radfahrer:innen zu den allerschönsten in Europa. Die Tour führt entlang weiter, sanfter Sandstrände und schroffer, felsiger Klippen, durch romantische Fischerdörfer und Naturreservate und hat auch kulinarisch einiges zu bieten, wenn man einmal aus dem Sattel steigt.
In der Altstadt von Helsingborg, nur vier Kilometer Luftlinie von Dänemark entfernt, geht es los, und schon nach kurzer Zeit empfiehlt sich beim Sofiero-Schloss, um das herum 10.000 Rhododendren blühen, der erste kurze Stopp, ehe es der Küste entlang weiter zur Halbinsel Kulla geht, auf der man von Robben und Tümmlern begrüßt wird. Zwischen Ängelholm und Halmstad wird es dann einmal steil, aber atemberaubende landschaftliche Ausblicke entschädigen für den schweißtreibenden Aufstieg. Am sieben Kilometer langen Strand von Tylösänd vorbei führt der Weg zum Naturreservat Haverdal mit Schwedens höchster Sanddüne. In Träslövsläge, einem der schmucken kleinen Fischerdörfer, sollte man unbedingt eine Rast einlegen, denn dort gibt es einen legendären frischen Hummer. Und in der Festungsstadt Varberg empfiehlt sich ein Saunagang im berühmten „Kallbadhus“.
Über das beeindruckende Schloss Tjolöholm in Fjäras, das einen für einen Moment ins England des 16. Jahrhunderts zurückversetzt, und die liebenswerte Kleinstadt Kungsbacka erreicht man schließlich das Tourziel Göteborg, die zweitgrößte Stadt Schwedens.
Mit einem Fahrrad, das perfekt auf seinen:seine Benutzer:in eingestellt ist, macht Radeln nicht nur mehr Spaß, es entlastet und trainiert den Körper auch gleichermaßen. Alle Tipps dazu gibt es im Artikel zum "Bikefitting".
3. Transalp Dolomiti (Österreich/Italien): 350 Kilometer
Diese Tour ist zweifellos die anspruchsvollste unter den fünf hier aufgezählten und nur etwas für geübte und trainierte Mountainbiker:innen. Denn um die weißen Dolomitenberge im Naturpark Fanes, die legendären Cinque Torri oder das Valle del Mis mit seinen Felsschluchten aus nächster Nähe zu erradeln, braucht es ausreichend „Schmalz“ in den Wadeln. Die Transalp Dolomiti vom Zillertal ins Veneto ist eine sportliche Herausforderung auf einer landschaftlich grandiosen und einzigartigen Strecke.
Schon der Start dieser Tour in Ramsau beinhaltet eine erste „Königsetappe“, und zwar die Überquerung des Alpenhauptkamms über das Pfitscher Joch. Durch das Eisacktal mit seinen mächtigen Burgen geht es auf uralten Karrenwegen weiter ins Südtiroler Pustertal, und danach öffnet sich schmalen Bergstraßen entlang das Herz der Dolomiten. Vom Naturpark Fanes führt der Weg hinauf zum Falzarego-Pass, wo die Marmolata fast zum Greifen nahe scheint. Ein steiler Schotterweg führt zur Rifugio Averau an den grandiosen Cinque Torri vorbei, und dann geht es endlich einmal bergab – und zwar auf der spektakulären Trailabfahrt nach Alleghe mit dem schmucken Bergsee am Fuß der Civetta. Mit einer weiteren Königsetappe, bei der 1.600 Höhenmeter zu bewältigen sind, endet diese Tour. Es ist die Überquerung des Monte Grappa über eine alte Militärstraße mit anschließender Abfahrt nach Bassano del Grappa.
4. Salzkammergut-Radweg (Österreich): 320 Kilometer
Eine Tour, die als Rundkurs angelegt ist und über weite Strecken auf den Spuren der Kaiserzeit wandelt. Start und Ziel liegen in der Stadt Salzburg, und auf den rund 320 Kilometern durchquert man die Bundesländer Salzburg, Steiermark und Oberösterreich. Die Route ist gleichermaßen als Berge- und Seen-Panoramastrecke angelegt wie als historischer Rundkurs. Denn die Strecke führt schon gleich nach dem Start der alten Ischlerbahn-Trasse entlang, wo man über Eugendorf, St. Gilgen und St. Wolfgang zunächst in die weltberühmte Kaiserstadt Bad Ischl einfährt, in der Kaiserpark, Kaiservilla und die legendäre Konditorei Zauner mit ihren süßen Spezialitäten Pflichtstationen sind.
Über die UNESCO-Welterberegion rund um den Hallstätter See, das Gosautal und die Dachsteinhöhle landet man im steirischen Teil des Salzkammerguts und erreicht über Bad Aussee das schöne Schloss Trautenfels am Fuß des Grimming im Ennstal. Von dort geht es wieder zurück ins Oberösterreichische, und zwar an den größten Salzkammergutsee, den Attersee. Über Mondsee und Mattsee führt der Rundkurs wieder zurück zum Ausgangspunkt in der Festspielstadt Salzburg.
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5. Coast-to-Coast (England): 230 Kilometer
Zwischen den englischen Küstenorten Whitehaven und Sunderland, zwischen Irischer See und Nordsee, führt die anspruchsvollste Fahrradroute Großbritanniens. Ihr abgekürzter Name „C2C“ bedeutet gleich zweierlei: Coast-to-Coast und Sea-to-Sea. Start ist in Whitehaven, dem alten Seehafen an der Westküste von Cumbria, und wenn man dabei Radfahrer:innen ihr Gefährt ins Meer halten sieht, wollen die ihr Rad nicht waschen, sondern folgen einem alten Brauch auf dieser Strecke. Vor dem Start in Whitehaven wird das Hinterrad in die Irische See getaucht, am Ziel in Sunderland das Vorderrad in die Nordsee.
Dazwischen lernt man England von einer hochinteressanten Seite kennen, denn die Tour führt durch den Lake District Nationalpark in der Grafschaft Cumbria, den größten der 15 englischen Nationalparks, der im Volksmund nur kurz „The Lakes“ genannt wird. Auf seinem Gebiet liegt auch der Westteil des berühmten Hadrianswall. Der anspruchsvolle Teil der Fahrradtour beginnt mit der Überquerung der Pennines, eines 400 Kilometer langen Mittelgebirges vom Peak District in den Midlands bis zu den Cheviot Hills an der Grenze zu Schottland. Dort sind vier größere Anstiege zu bewältigen, ehe es dann an ausgedehnten Moorlandschaften vorbei entlang der alten Eisenbahnstrecke nach Sunderland geht. Dabei wird auch das beeindruckende Hownsgill-Viadukt überquert, eine frühere Eisenbahnbrücke, die heute nur noch von Fußgänger:innen und Radfahrer:innen benützt wird. Die Starmap-Skulptur an der Strandpromenade des Badeortes Roker in Sunderland ist der offizielle Zielpunkt dieser Tour. Da darf dann auch das Vorderrad ins Meer getaucht werden.