Morgen Kinder wird's was geben

„Freudige Erwartung“ statt „Jetzt und gleich“ hat auch seinen Vorteil.
Ein Plädoyer für die Vorfreude.

Weihnachtsdeko

Ich brauche noch ein Geschenk für Tante Vera, hoffentlich passt der Truthahn ins Backrohr, ob der Baum wohl dieses Jahr groß genug ist, was muss ich im Büro noch erledigen, wann putze ich das Haus, hoffentlich wird das Essen mit den Schwiegereltern nicht wieder so lähmend... Die meisten Menschen kennen solche Weihnachtsgedanken leider nur zu gut. Dabei sollte in der (zumindest theoretisch) stillsten Zeit des Jahres doch Innehalten, Besinnlichkeit und Vorfreude im Mittelpunkt stehen…

Wie sieht das die Psychologin? „Bei allem Stress ist es wichtig, im Gedächtnis zu behalten: Ich bin selbst Kapitän:in auf meinem Gedankenschiff und ein Stückweit ist es meine freie Entscheidung, ob ich den Highway zum Stress nehme oder ein Ereignis mental anders bewerte, sodass Freude aufkommen kann“, erklärt uns Psychologin Christina Stefan.

5 Vorteile von Vorfreude
  1. Sie sorgt für positive Gefühle
  2. Sie verlängert ein Erlebnis
  3. Sie wird größer, wenn man sie teilt
  4. Sie ist eine Übung im Warten können
  5. Sie kostet nichts

Sei weihnachtlich

Ist es tatsächlich so einfach? Kann man Vorfreude aktiv selbst hervorrufen und wenn ja, wie? Ein altes Sprichwort sagt: „Wenn Du glücklich sein möchtest, dann verhalte Dich wie ein glücklicher Mensch.“ Umgelegt auf Vorfreude hieße das, sie selbst aktiv zu wecken. „Denken wir an Weihnachten, fallen uns vermutlich Erinnerungen aus der Kindheit ein, die wir mit Weihnachten und der Vorfreude darauf verbinden. Einen wichtigen Stellenwert haben in diesem Zusammenhang Rituale. Vielleicht war es der Adventkranz, den wir mit dem Vater selbst gebunden haben, die Kekse, die wir mit der Oma gebacken oder das Weihnachtskonzert, das wir mit der Mutter besucht haben. Es spricht nichts dagegen, solche Rituale als Erwachsener zu wiederholen, um sich wieder etwas vom Weihnachtszauber zurückzuholen,“ schlägt Psychologin Stefan vor.

Möglicherweise ist es auch einfach die besondere Weihnachtsdekoration für die eigenen vier Wände, die uns Vorfreude schenken kann: Sterne, Kerzen, Lichterbögen und vieles andere mehr – besondere Dinge, die wir nur einmal im Jahr aus dem Keller holen.

Das persönliche Weihnachtsaroma

„Bei schönen Bildern in Zusammenhang mit Weihnachten fallen uns die Erinnerungen aus unserer Kindheit vermutlich zusammen mit Gerüchen ein. Etwa der Duft von Vanillekipferln, Zimtsternen oder dem Tannenbaum im Zimmer. Denn intensive Erinnerungen und Gefühle werden gemeinsam mit Gerüchen im Gehirn abgespeichert", erklärt Stefan. "Wollen wir ein Gefühl hervorrufen, kann es deshalb schon genügen, für den entsprechenden Duft zu sorgen. Vorfreude auf Weihnachten könnte wir also erzeugen, indem wir es daheim nach dem ‚persönlichen Weihnachtsaroma‘ duften lassen.“ 

Die Kunst des Wartens

Doch was ist Vorfreude überhaupt? Nimmt man stattdessen den Begriff Erwartung, kommt man der Sache schon näher. In der Erwartung steckt das Warten, denn im Grunde genommen ist Vorfreude das freudig gespannte Warten auf ein Ereignis in der Zukunft.  

Heutzutage jedoch, wo wir gewohnt sind, alles sofort und gleich zu bekommen, haben wir es verlernt oder halten es kaum noch aus, auf etwas zu warten. Dabei hat das Warten eine ganz besondere Qualität: es steigert den Wert des Ereignisses. Eine große Anschaffung wird wertvoller, wenn wir für sie gespart haben statt uns in Schulden zu stürzen. Der erste Tag des Urlaubs fühlt sich meist am besten an, weil wir uns so auf ihn gefreut haben.

Zauberkraft der Vorfreude

Apropos Urlaub. Dabei zeigt sich eine besondere, magische Fähigkeit, die Vorfreude besitzt. Wenn wir uns auf ein Ereignis freuen, verlängern wir die Zeit, die es dauert. Übersetzt heißt das, indem wir einen Urlaub vorbereiten, Reiseführer lesen, Hotelbeschreibungen gustieren, eine Reiseroute genau planen, uns also schon Wochen vorher mit dem Urlaub beschäftigen und uns darauf freuen, wird die gefühlte Urlaubszeit viel länger als die tatsächliche.

Und bei Weihnachten? Da geht es genauso. Es muss nicht das ganze Jahr hindurch Weihnachten sein, aber mit liebevollen Dekorationen, weihnachtlichen Düften und schönen Ritualen können wir uns in Vorfreude auf das Fest des Schenkens bringen und die Weihnachtszeit so verlängern, wie uns lieb ist.

© Stefan

Zur Person:

Christina Stefan ist Psychologin, Business- und „Schlaf-gut Coach". Ihr besonderes Anliegen ist es, bei Lifebalance-Themen zusammen mit ihren Klient:innen praxistaugliche Lösungen zu finden. 

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