Cholesterin: Das sollten wir wissen

Über vermeintlich „gutes“ und „schlechtes“ Cholesterin, die Möglichkeiten und Grenzen eines gesunden Lebensstils und wo Ernährung und Medizin helfen können.

Essen in Schalen: Vollkornnudeln, Nüsse, Haferflocken, Brokkoli, Karotten und Öl in Flaschen

Cholesterin ist ein notwendiger Bestandteil der Membranen aller Körperzellen – und damit für uns lebenswichtig. Wichtige Hormone wie Cortisol, Testosteron oder Östrogen werden aus dem Cholesterinstoffwechsel aufgebaut – ebenso wie Gallensäuren, die für die Verdauung wichtig sind. Das lebensnotwendige Lipidmolekül kann allerdings zur stillen Gefahr mutieren, wenn die Balance zwischen Bildung und Abbau nicht mehr funktioniert

Die Zahlen sind alarmierend: 15 Prozent der Bevölkerung in Österreich haben ein Cholesterin-assoziiertes hohes bis sehr hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die Todesursache Nummer 1 im Land. Fast ein Drittel der Todesfälle durch Herzinfarkte oder Schlaganfälle stehen mit überhöhten Cholesterinwerten in Zusammenhang.  

Etwa drei Viertel des benötigten Cholesterins werden vom Körper selbst in der Leber gebildet, der Rest wird über die Nahrung zugeführt. Normalerweise reguliert ein gesunder Körper dieses Verhältnis je nach Notwendigkeit: Er bildet mehr Cholesterin, wenn weniger über die Nahrung aufgenommen wird, und umgekehrt. 

Cholesterin:
Diese 5 Lebensmittel(-gruppen) können helfen
  • Ballaststoffe: Unser Darm liebt gesunde Ballaststoffe. Und sie haben obendrein den Vorteil, dass viele von ihnen Cholesterin binden, das dann in Folge ausgeschieden werden kann (zumindest teilweise). Hafer, Hülsenfrüchte und Gerste sind gute Quellen für (cholesterinbindende) Ballaststoffe.
  • Apfel: Eine Sonderstellung unter den Ballaststoffen nimmt das im Apfel enthaltene Pektin ein. Unter den natürlichen Cholesterinsenkern ist es der Star, denn Pektin bindet das LDL im Darm. Dass der Apfel darüber hinaus noch jede Menge Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe enthält, schadet selbstverständlich auch nicht.
  • Walnüsse & Sonnenblumenkerne: Die enthaltenen Phytosterine verringern die Cholesterinaufnahme aus der Nahrung. Bereits mit 5 Nüssen pro Tag ist ein Erfolg messbar.
  • Lauchgewächse (Alliaceae): Helfen Knofl und Co. gegen Cholesterin? Das wird von Forschern immer wieder hinterfragt. Derzeit lautet die Meinung: ja! Das liegt am Allicin, einer schwefelhaltigen Verbindung, die die Cholesterinproduktion in der Leber hemmt. Daher: Knoblauch, Zwiebeln, Lauch und Bärlauch gerne auf den Speiseplan setzen.



Weil Cholesterin nicht wasserlöslich ist, wird es vom Körper „verpackt“, um über die Blutbahn an die Zielorte transportiert werden zu können. Diese Verpackung ist eine Hülle aus Lipoproteinen (Eiweiß und Fett), von denen man hauptsächlich zwei unterscheidet: High Density Lipoproteine (HDL) und Low Density Lipoproteine (LDL). Letztere sind die mit dem hohen Fettanteil und jene, die für die Medizin interessant, weil für den Menschen gefährlich sind.

„Gut“ und „schlecht“ ist überholt

„LDL ist das, was uns gesundheitlich als einziges interessiert“, sagt Stoffwechselexpertin Prof.in Dr.in Alexandra Kautzky-Willer: „Das kann nämlich alles verursachen, von Impotenz über Schlaganfälle bis hin zum Herzinfarkt.“ HDL als das "gute Cholesterin" zu betrachten, ist laut der Expertin nicht mehr zeitgemäß: „Das ist zwar prinzipiell schon ein Wert, der darauf hindeuten kann, dass jemand gesünder ist, aber der HDL-Wert erhöht sich zum Beispiel auch durch Alkoholkonsum. Uns interessiert das nicht mehr – ebenso wenig wie die alte Quotient-Berechnung LDL durch HDL.“ 

LDL ist als „Verpackung“ eigentlich ein Abfallprodukt, und sollte in so niedriger Menge wie möglich im Blut vorkommen. Ist der Wert nämlich dauerhaft zu hoch, lagert sich das LDL an den Arterienwänden ab und verursacht dort Verengungen bis hin zum Verschluss.

Grenzwerte sind individuell festzulegen

Für Medizinerin Kautzky-Willer gibt es drei Schritte, um der Gefahr wirkungsvoll vorzubeugen: „Jeder Mensch kennt seinen tatsächlichen LDL-Cholesterinwert, kennt seinen Zielwert und erreicht diesen.“ Wie niedrig dieser Zielwert sein muss, kann nicht allgemein festgelegt werden, sondern hängt von individuellen Risikofaktoren ab: „Hatte jemand zum Beispiel schon einmal einen Herzinfarkt, muss der Wert unter 50 liegen, was dann in der Regel nur medikamentös zu erreichen ist. Menschen mit niedrigerem Risiko sollten unter 116 bleiben, und ab 160 sollte unbedingt von ärztlicher Seite eingegriffen werden, auch bei jüngeren Menschen.“ 

Gut zu wissen

"Ein zu hoher Cholesterinwert liegt sicher an einem ungesunden Lebensstil"
Falsch! 
Bei sehr vielen Menschen ist die Störung des Abbaus von LDL-Cholesterin genetisch bedingt – man nennt das im Fachjargon familiäre Hypercholesterinämie (FH). Kautzky-Willer berichtet von Kindern und Jugendlichen, die Werte von 200 bis 250 erreichen: „Darum ist ein Test schon in jungen Jahren wichtig, um festzustellen, ob diese genetisch bedingte Form vorliegt. Dann muss man nämlich volle Pulle behandeln.“

Natürliche Senker reichen nicht aus

Wenn sich jemand von den LDL-Werten her in seinem individuellen Grenzbereich bewegt, können gesunde Ernährung (wenig tierische Fette, mediterrane Kost) und viel Bewegung ausreichen, um die Grenze nicht zu überschreiten. Aber ein Allheilmittel sind diese natürlichen Cholesterinsenker nicht, betont Kautzky-Willer: „Man kann durch gesunde Ernährung eine Verbesserung erzielen, die irgendwo bei zehn bis 15 Prozent liegt. Wenn ich den Wert aber deutlich senken muss, bleiben nur Medikamente.“ 

Ein gesunder Lebensstil ist ohne erbliche Vorbelastung aber zweifellos eine gute Vorsorge. Die wichtigste bleibt aber die Kontrolle, denn die Werte können sich durch verschiedenste andere Faktoren im Lauf eines Lebens ändern. Und das Tückische an den erhöhten Cholesterinwerten ist, dass sie jahrelang lautlos Schaden anrichten: „Wenn einmal Symptome auftreten wie Herzprobleme, Impotenz oder die sogenannte Schaufensterkrankheit in den Beinen, ist es zu spät – denn das sind bereits Folgeerkrankungen“, klärt die Medizinerin auf.

©MedUni Wien/Matern
©MedUni Wien/Matern

Zur Person:

Univ.-Prof.in Dr.in Alexandra Kautzky-Willer ist Leiterin der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel sowie der Gender Medicine Unit des Universitätsklinikums AKH Wien und der Medizinischen Universität Wien. Sie ist darüber hinaus Vizepräsidentin der im Dezember 2022 gegründeten Cholesterin-Allianz.

Was Sie noch interessieren könnte.

Hände halten braune Eier

Ei, ei, ei – die Schatzkammer voller guter Dinge

Es hat eine perfekte Form, liefert jede Menge wichtige Nährstoffe und hat zu Ostern Hochsaison: Das Hühnerei.

Saisongemüse Spargel und Radieschen

Saisonstart für junges Gemüse

Endlich Frühling! Die vielleicht beste Jahreszeit für frisches Gemüse. Wir freuen uns darauf und verraten, was jetzt Saison hat.

Pfannengericht Eiweiß-Ernährung

Eiweiß: Ja, gerne – aber wie?

Eine Expertin im Gespräch.

Lachsforelle

Fisch am Tisch

Fisch war immer schon ein "Superfood" - heimische Flossentiere und ihre gesundheitsfördernden Inhaltsstoffe.

Radieschen Salat

Radieschen neu entdecken

Schon mal Radieschen mit Vanille oder als Smoothie probiert?

DNA

Gesunde Ernährung ist individuell

Mittels DNA Analyse lässt es sich feststellen, welche Nahrungsmittel man verträgt und welche individuell gesund sind.

Wie gesund ist Ihr Darm?

Gesundheit beginnt im Darm. Dafür sind Billionen von Bakterien verantwortlich. So fördern Sie eine gesunde Darmflora.

Wok mit Gemüse

Ist vegetarisch Essen gesund?

Hier die wichtigsten Fakten auf den Punkt gebracht.

Eine Schüssel Obst

Basische Ernährung - 6 Tipps

Setzen Sie bei der basischen Ernährung hauptsächlich auf pflanzliche Lebensmittel.

Ernährungspyramide

7 Stufen zur gesunden Ernährung

Was ist eine gesunde, ausgewogene Ernährung? Die Ernährungspyraide hilft, sich ganz einfach zu orientieren.

Sie möchten stets gut informiert sein?

Erfahren Sie Interessantes zu den Themen Gesundheit, Familie, Freizeit und Auto. Selbstverständlich können Sie sich jederzeit mit nur einem Klick abmelden.

Kontakt

Reiseversicherung