Mentale Blockaden erfolgreich auflösen

„Ich kann das nicht.“ – „Das wird sowieso nichts.“ – „Ich bin zu unsportlich dafür.“ Was steckt hinter solchen negativen Glaubenssätzen und wie lösen wir solche mentalen Blockaden? Am besten Schritt für Schritt!

glücklicher Mann mit ausgebreiteten Armen

Jeder hat sie, niemand lebt ohne sie. Die Rede ist von inneren Glaubenssätzen, also tief verankerten Annahmen über uns selbst und die Welt um uns herum. Diese wurzeln meist in unserer Kindheit – weil wir das, was enge Bezugspersonen zu uns sagen oder was sie uns vorleben, übernehmen.

Wobei erwähnt werden muss: Glaubenssätze sind nicht automatisch etwas Schlechtes. Handelt es sich um positive Glaubenssätze, können diese wie ein Turbo für unser Leben wirken: Wir packen unsere Wünsche und Ziele selbstbewusst und voller Tatendrang an.





Das Problem sind die negativen Glaubenssätze: Sie bremsen uns und wirken wie mentale Blockaden, mit denen wir uns selbst klein halten. Wir glauben, wir wären nicht intelligent, schön oder begabt genug, weil vielleicht irgendwann jemand in der Vergangenheit meinte: „Du hast kein Rhythmusgefühl.“ – „Du kannst nicht mit Geld umgehen.“ – „Alle sind schneller als du.“

Psychotherapeutin Prof. Dr. Monika Wogrolly weiß: „Weil Glaubenssätze unser Selbstbild prägen, ist es oft schwer, sich davon zu lösen. Wir kennen oft nichts Anderes und beginnen, uns im Schlechten geborgen zu fühlen. Man kann negative Glaubenssätze leider nicht wie einen Lichtschalter ausknipsen, indem man sich tausendmal vorsagt: ‚Das stimmt nicht‘. Aber man kann sie in etwas Positives umwandeln.“ Wie das geht? In kleinen und großen Schritten.

Schritt 1: Negative Glaubenssätze entlarven

Welche inneren Überzeugungen nagen an meinem Selbstwert? Wo stoße ich an Grenzen? Wo limitiere ich mich selbst? Negative Glaubenssätze und mentale Blockaden erkennt man oft an Signalphrasen wie „Ich muss …“ oder „Ich bin/darf/kann nicht …“ und an Verallgemeinerungen wie „jeder“, „alle“, „niemand“, „keiner“. Ist man sich im Klaren darüber, welche Glaubenssätzen das eigene Leben beherrschen, kann man klären: Wer hat das zu mir gesagt? Warum glaube ich, dass es stimmt? Habe ich jemals probiert, mich selbst vom Gegenteil zu überzeugen.

Schritt 2: Negative Glaubenssätze in „Wunschsätze“ umwandeln

„Eine Umwandlung ist mit jedem negativen Glaubenssatz möglich“, sagt Psychotherapeutin Wogrolly. Zum Beispiel:

  • „Ich bin gut genug“ wird zu „So wie ich bin, bin ich gut“
  • „Ich bin es nicht wert“ wird zu „Ich bin es wert, weil ich es mir wert bin“
  • „Ich habe nicht genug Zeit“ wird zu „Ich nehme mir dafür Zeit“





Sich diese Sätze unaufhörlich vorzusagen oder auf Post-its zu notieren, ist aber leider nur die halbe Miete. „Man muss nicht nur die Ebene des Verstands bedienen, sondern die Veränderung auch spüren und begreifen lernen.“

Schritt 3: Eine neue Beziehung zu sich selbst aufbauen

„Es geht darum, eine liebevolle, wertschätzende Beziehung zu sich selbst zu entwickeln“, so die Expertin. „Beiseitezutreten und einen objektiven Blick auf sich selbst werfen. Es geht also darum, sich selbst wie eine gute Freundin oder einen guten Freund zu behandeln. Ihnen gegenüber ist man oft wesentlich wohlwollender und verzeihender, als zu sich selbst.“ Erste Schritte für eine bessere Beziehung können sein: Zeit für sich selbst schaffen. Dinge einplanen, die einem guttun. Sich verdeutlichen, dass man auch ohne schlechtes Gewissen „Nein“ sagen oder müde sein darf.

Schritt 4: Wer bin ich denn alles?

„Wir haben viele verschiedene Rollen. Wir sind Partner*in, Elternteil, Freund*in, arbeitende Wesen, etc.“, sagt die Expertin. „Aber es gibt auch Rollen, die man auf den ersten Blick nicht sieht: das innere Kind etwa, das für unsere ausgelassene Seite zuständig ist. Der innere Kritiker, der jede unserer Aktionen bewertet. Die Frage, die ich mir stellen sollte, ist: Sind die Rollen bei mir halbwegs gleichmäßig verteilt? Wer hat am meisten zu sagen? Und welche Teile von mir sind schon halb verhungert? Wo muss ich mehr Zeit einplanen?

Schritt 5: Den Körper wieder spüren

„Wir sind oft sehr in unserem Kopf gefangen“, weiß Wogrolly. „Aus Angst davor, ohne Leistung nichts wert zu sein, ignorieren wir, wenn wir müde sind. wir sind nicht mehr mit uns selbst in Kontakt.“ Wogrolly rät zu Entspannungs- und Atemübungen, Yoga, Tanz und Aktivitäten, die das Körperbewusstsein fördern und uns letztlich dabei helfen können, besser für uns selbst einzustehen.

Zur Person:

Prof. Dr. Monika Wogrolly ist Philosophin und Psychotherapeutin für Systemische Familientherapie mit eigener Praxis in Wien und in Graz. Sie ist auch Autorin des Ratgebers „Die Beziehungsformel: Endlich glücklich lieben“ (Carl Ueberreuter Verlag).

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